CRADLE OF FILTH - der 'Existence (Without Gangbang) Is Futile'-Rammelreigen

Album Nummer 13 der einstigen Black-Gothic-Metal-Könige aus Ipswich und sie halten ihren Standard. Jetzt muss ich eingestehen, dass ich mich seit gut zwei Jahrzehnten nicht immer eingehend mit den Alben der Ex-Europäer beschäftigt habe. "Cruelty And The Beast" war für mich so ziemlich der Höhepunkt (der durch den Remix noch besser geworden ist), danach war es für mich immer dieselbe Gemengelage an Versatzstücken, die sich neu zusammengesetzt aufs stete wiederholen.

So ist es auch mit dem neuen Album. Mit, bis auf der neuen Chanteuse und Keyboarderin Anabelle Iratni unverändertem Lineup gibt es CRADLE-typische Kost auf gewohnt überlanger Spielzeit. Dazu zwei Bonustracks (keine Ahnung, wo die als Bonus auftauchen), der eine Song ist die Kulmination der "Ghost In The Fog"-Trilogie, die seinerzeit auf "Midian" begonnen hat. Herzlichen Dank hier an Nuclear Blast und den dreiseitigen Waschzettel. Ich würd mir wirklich schwertun bei Details, währen diese Hilfemaßnahmen nicht vorhanden.

Was diesmal auffällt, ist der durchaus brauchbare Sound. Die Band spricht von einem dem Livesound nahestehenden Klangbild, welches Scott Atkins in den Grindstone Studios in Suffolk zusammengenagelt hat. Das mag sein, auch wenn vor allem während den schnellen Songs die artifizielle Orchestrierung aus den Gitarren nur ein herbststürmisches Rauschen macht. Aber auch das ist typisch COF.

Am stärksten ist das neue Album, wenn etwas Tempo aus den Songs herausgenommen wird, dann ist man richtig heavy. Dazu die MAIDEN-Harmonien und schon träumt man wieder von Zeiten, in denen auch ich ein Jüngling mit lockigem Haar war.

Natürlich ist es frech, wenn man eins zu eins Teile von früheren Alben übernimmt, aber so ist es eben. Das machen andere Bands auch, mich ärgert es immer ein wenig. Was aber gelungen ist, ist die eben brachiale Gitarre, wenn man sie denn lässt, und die wirklich gut durchkomponierten Soli derselben. Was wiederrum gar nicht geht ist der schon erwähnte Plüschorchestersound und das Gejammer von Anabelle Iratni. Die klingt zwar nicht viel anders als die Dame davor, aber dadurch wird das nicht besser. Gothic hin oder her, das geht mir gepflegt auf die Nerven.

Man könnte es kurz zusammenfassen: Wird das Tempo etwas herausgenommen, ist das Album richtig gut, sobald man zügig unterwegs ist, kopiert man sich unverfroren selbst. Das als Trademark zu bezeichnen ist möglicherweise zulässig, besser wird’s dadurch aber leider auch nicht.

Und man kann es noch kürzer zusammenfassen: Der Kleine schreit, das Mädel jammert, die Keys sind nicht episch, sondern störend und insgesamt haben wir alles schon einmal gehört.

 "Existence Is Futile" erinnert an einen alten Freund, der in seiner Jugend hängengeblieben ist. Man erkennt die einstige Größe von CRADLE OF FILTH, aber die Selbstzitate sind jenseits von nervenaufreibend.

Es wird genügend Leute geben, die das Album "abfeiern" und als das beste seit den Mitte-90ern bezeichnen und wer bin ich, hier einen Geschmacksimperativ heraufzubeschwören, aber das Album ist CRADLE OF FILTH wie immer.

3,0 / 5,0 - Christian Wiederwald


Inhaltsverzeichnis:

Seite 1: Einleitung
Seite 2: Christian Wiederwald
Seite 3: Ernst Lustig
Seite 4: Lord Seriousface
Seite 5: Pascal Staub
Seite 6: Sophia Brandt
Seite 7: Fazit


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