Flusensieb Mini #95 - Drei übersehene Metal-Platten

Veröffentlicht am 12.04.2022

Manchmal muss es der kleine Happen für zwischendurch sein. Das FLUSENSIEB MINI bietet kleine Ohrenfreuden oder schwer verdauliche Schwermetall-Partikel - das kommt einzig und allein auf den Genießenden an. Auf jeden Fall schneller zur Hand (oder am Ohr) als der berüchtigte Gang zum Kühlschrank - zumindest fällt das Sich-Schwerfällig-Von-Der-Couch-Erheben weg. Viel Spaß mit den drei fast überhörten (unerhört-en!) Platten, die hier noch einmal die letzte Möglichkeit haben, zu gefallen. 


 

ABORTED – ManiaCult

Es tut mir leid, aber es ist Jahresende und es haben sich Vulgarismen angestaut, die ich nicht mit ins neue Jahr nehmen darf. Feine Fresse, liefern ABORTED auf Album Nummer elf ein verficktes Gemetzel ab! Klar, das kann man alle paar Tage behaupten, wenn wieder neuer Metal durch den verkackten Äther geschissen wird. Warum „ManiaCult“ trotzdem ein ziemlich gepflegter Edelcallboy unter den heruntergekommenen Crackstrichern ist, liegt an einer pfurzsimplen Formel: Musikalisch wird durch die Korridore des versierten Death Metals geglitten, während man stimmlich die Dünnschissigkeit des Grindcores auskostet, wobei auch der Gesang fuck-shit-sauber ist, ohne aber zu clean zu wirken. Nice Scheiße! (jazz)


 

LAANG – Xinteng

Widmen wir uns in aller Kürze LAANG (Original: 冷, bedeutet „kalt“) aus Taiwan. Die werden als Atmospheric Black Metal gehandelt. Aber das zweite Album „Xinteng“ (Original: 心疼) ist eher eine ungewöhnliche Kombination aus einem melodischen Extreme Metal zwischen Black, Death und Modern Metal mit einer Stimme, die an wütend-verzweifelte Melodic-Hardcore- bis Post-Hardcore-Shouts erinnert. Diese Mischung schafft eine starke Tiefe, eine Verletzlichkeit mit nur einem Hauch der düsteren Entrücktheit, die sonst so oft Black-Metal-Projekten einhergeht. Ein faszinierendes Werk, das aus einer Welt jenseits unserer Hörgewohnheiten erzählt. Aber atmosphärisch ist auf dieser Platte nur wenig! (jazz)


 

MISSSTAND – Bon Apathie

„Bonjour tristesse! Bon Apathie!“, wünschen MISSSTAND. Man mag das für Französisch halten, aber die Sprache heißt Punk – und zwar genau so, wie Punk sein soll: einfache, eingängige Musik und nicht ganz so einfache, aber trotzdem eingängige Texte. Genauer gesagt sind die Texte sowohl inhaltlich als auch bezüglich des Umgangs mit Sprache richtig intelligent. Natürlich sind die Themen an sich nicht neu, aber leider sehr aktuell und daher verdienen sie Gehör! Für mich seit langer Zeit das hörenswerteste Punk-Album überhaupt. Also erinnert euch daran, dass Rassismus, Sexismus und der ganze Scheiß nach wie vor nicht in Ordnung sind und gebt euch zum Beispiel „No Country For Old White Men“! (jazz)


Mehr Flusensieb!


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