Funeral-Doom-Reise: Etappe 28: Kanada III

Text: Jazz Styx
Veröffentlicht am 02.03.2023

Intro

Funeral Doom ist endlos traurige Langsamkeit, verzweifeltes Winseln aus einer schroffen Kluft, die von pfeifenden Winden durchrauscht wird, das tiefe Nichts der Wüste, des Alls, der Tiefsee und immer auch der menschlichen Seele. Funeral Doom ist Düsternis, Nihilismus, Tod. Funeral Doom ist wundervolle Musik!
Auf unserer Weltreise haben wir uns bereits dem Funeral Doom auf fast allen Kontinenten gewidmet. Nur die Amerikas fehlen noch. Und so schleppen wir uns qualvoll langsam durch die Weiten des endlos langen Doppelkontinents, um so viele Funeral-Doom-Bands und -Projekte zu hören und euch vorzustellen wie möglich.
Unseren Datensatz entnehmen wir der Encyclopaedia Metallum und versuchen jeder Band des Begräbnisgenres unsere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die grob in den letzten fünf Jahren aktiven Output produziert hat.
Haben wir eine Band vergessen? Hat sich eine Band in ihrer Trveness zu gut vor uns versteckt? Schreibt uns!

Kanada

Kanada ist das Land der gegrillten Glühwürmchen und zerfransten Raufasertapeten. Glaube ich. Da ist es kein Wunder, dass dieses Land auch genug Stoff für drei Etappen unserer Funeral-Doom-Reise bietet.

TEMPLE OF ABANDONMENT

TEMPLE OF ABANDONMENT (dt.: Tempel des Verlassens) haben bisher zwei Demos herausgebracht, wovon das letztere 2018 erschien und den griffig-kurzen Titel „Chasm of the Horned Pantheon: Through Your Death, They Live“ trägt. Darauf bedient sich die vierköpfige Kapelle aber auch anderer Genres als nur des Funeral Dooms. Tatsächlich ist dort einiges an Death und Experimentell-Progressives zu finden. Krass! Das macht Spaß! Gerne mehr davon!

TOWARDS DARKNESS

Simon und Kevin sind schon seit über 20 Jahren TOWARDS DARKNESS (dt.: Richtung Dunkelheit) und haben 2020 ihre dritte Platte in voller Länge veröffentlicht: „Tetrad“. Darauf zelebrieren sie nach allen Regeln der Kunst einen natur-tristen, Lärm perfektionierenden Funeral Doom ohne pathetisches Gehabe oder allzu trauertriefende Larmoyanz. Nihilistisch-freudlose Existenz, gepackt bei ihrer Wurzel, laut, aber kalt herausgebrüllt. Ein Album mit hohem Dauerschleifenpotenzial!

TRANSIR

Chris Shaver macht mit seinem Projekt TRANSIR seit 2016 ebenfalls Funeral-Doom-ähnliche Musik. Die aktuelle zweite EP trägt zwar den genretypischen Namen „The Sorrow of Decay“ (dt.: die Trauer des Zerfalls), klingt aber eher nach Death Doom. Schwere, Monotonie und ziemlich deutliche Growls prägen die Musik. Das funktioniert nicht schlecht und dürfte vor allem Death-Fans abholen, die mal eine ruhigere Platte auflegen wollen. Funeralisten hingegen könnten sich an Gitarrensoli und fehlender Grabeskälte stören. Nichtsdestoweniger eine starke EP!

VARITUUK

Von 2012 bis 2017 haben VARITUUK Demo um Demo in die Welt gefeuert. Doch nach „Battlefield Hymns“ wurde es still um das Projekt, das wie eine pure Entladung destruktiver Energie wirkt. Funeral Doom ist nur ein Stück dieses Krachkuchens. Noise, Black Metal und Drone halten sich auch nicht zurück. Daraus entsteht eine ungehobelte Mischung, die definitiv an der Grenze zu Lärm gehandelt werden darf. Wer heute mal keine Lust auf Harmonie hat, stürze sich auf VARITUUK!

WARGROUND

Auch WARGROUND alias Randall Thorson ist seit 2012 aktiv und bedient mehr als reinen Funeral Doom. Er mischt Ambient und Drone bei und hat 2020 zuletzt ein Demo veröffentlicht. Es trägt den Titel „Thy Master Satan“ und erinnert in Geschwindigkeit und Rhythmus nur noch begrenzt an Funeral Doom, auch wenn man durchaus Passagen davon finden kann – irgendwo unterm Dröhnen der Gitarren und dem Gewitter der Drums.

Das war Kanada. Die letzte Etappe der Funeral-Doom-Reise in diesem Land findet ihr Ende. Nächste Woche finden wir uns dann in den USA wieder, wo wir sicher eine ganze Weile bleiben werden.

Alle Etappen unserer Funeral-Doom-Reise gibt es hier.


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