Funeral-Doom-Reise: Etappe 29: USA I

Text: Jazz Styx
Veröffentlicht am 09.03.2023

Intro

Funeral Doom ist endlos traurige Langsamkeit, verzweifeltes Winseln aus einer schroffen Kluft, die von pfeifenden Winden durchrauscht wird, das tiefe Nichts der Wüste, des Alls, der Tiefsee und immer auch der menschlichen Seele. Funeral Doom ist Düsternis, Nihilismus, Tod. Funeral Doom ist wundervolle Musik!
Auf unserer Weltreise haben wir uns bereits dem Funeral Doom auf fast allen Kontinenten gewidmet. Nur die Amerikas fehlen noch. Und so schleppen wir uns qualvoll langsam durch die Weiten des endlos langen Doppelkontinents, um so viele Funeral-Doom-Bands und -Projekte zu hören und euch vorzustellen wie möglich.
Unseren Datensatz entnehmen wir der Encyclopaedia Metallum und versuchen jeder Band des Begräbnisgenres unsere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die grob in den letzten fünf Jahren aktiven Output produziert hat.
Haben wir eine Band vergessen? Hat sich eine Band in ihrer Trveness zu gut vor uns versteckt? Schreibt uns!

USA

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind eines der Funeral-Doom-stärksten Länder unserer Welt, weshalb wir hier heute und in den kommenden Wochen sicher einige Schätze ausgraben und Genrelegenden begegnen werden.

A DEATH BY THE SEASIDE

Mit A DEATH BY THE SEASIDE und dem ebenso betitelten Debütalbum, das 2021 erschien, dürfen wir auch gleich in die gehobene Kunst der Beerdigungsmusik eintauchen, die sich hier atmosphärisch gestaltet und Übergänge zum Post-Metal aufweist. Gina und Stefan aus Philadelphia stecken hinter dem Projekt und bringen neben gewohnter, aber gekonnter Funeral-Doom-Schwere der natürlichen und deutlich unextremen Art auch eine Genreseltenheit mit: hohen, femininen Klargesang. Sirenengleich werden die Hörer*innen eingelullt, betört, berauscht und dann von der Brandung in aller Ruhe zugedeckt. Ein Tod an der Küste – ein schöner!

AEOLIAN WINDS

AEOLIAN WINDS, also von Wind erzeugte Winde, heißt unser zweiter Halt in den USA. Und eben gerade die gehauchten Parts, die akustischen Passagen, sind in ihrer einfachen Schönheit hervorragend, bezaubernd, entrückt. Das rohe death-lastige Rummgeknüppel der restlichen Platte jedoch deutlich weniger. Hervorhebenswert ist bei dieser New Yorker Musik jedoch auch das Klassische. So stellt es sich zumindest auf der EP „End Sonata“ dar, die 2021 erschien. 

AKATHARTA

In Florida gab es bis 2020 ein extrem-musikalisches Quartett namens AKATHARTA, das so oder in anderer Besetzung schon 20 Jahre zuvor entstand. In dieser Zeit wurde ein Album aufgenommen. 2017 kam „Spiritus Immundus“ auf den Markt. Darauf mischen sich Funeral Doom und Death Metal. Mitunter rutscht aber auch creepy Ambient und Noise rein. Irgendwie ist das aber recht grob und nicht besonders wohlkomponiert. Das kann death-typisch gewollt sein, wirkt im Funeral Doom aber nicht besonders gekonnt. Mächtig ist die Platte aber.

BELL WITCH

Ohne BELL WITCH (dt.: Glockenhexe) hätte ich diese Funeral-Doom-Reise wohl nie gestartet. Ihr letztes Album „Mirror Reaper“ (dt.: Spiegel-Sensenmann, siehe das umwerfende Cover, gezeichnet von Mariusz Lewandowski, R.I.P.) halte ich für mit das Beste, was dieses Genre zu bieten hat. Die Ruhe, der Aufbau, die Schwere, die Schönheit. Das ist der Grund, warum ich jede Band dieses Genres hören muss! BELL WITCH sind der Grund, warum jeder mal in Funeral Doom reingehört haben sollte. Damn near perfect! Seitdem die Platte 2017 erschien, haben sie aber auch noch eine Kollaboration mit AERIAL RUIN (dt.: luftiger Untergang) herausgebracht: „Stygian Bough: Volume I“ (dt.: stygischer Zweig: Band 1). Ein unwahrscheinlich ruhiges, entrücktes, trauriges Werk. Ich könnte tausende Wörter darüber schreiben: Hört das! Hört das! Hört BELL WITCH!

Was für eine Auftaktetappe auf der Funeral-Doom-Reise durch die USA! BELL fucking WITCH! Episch! Und wir sind erst beim Anfangsbuchstaben B angekommen. Uns erwarten also noch einige Stationen!

Alle Etappen unserer Funeral-Doom-Reise gibt es hier.


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