Funeral-Doom-Reise: Etappe 30: USA II

Text: Jazz Styx
Veröffentlicht am 16.03.2023

Intro

Funeral Doom ist endlos traurige Langsamkeit, verzweifeltes Winseln aus einer schroffen Kluft, die von pfeifenden Winden durchrauscht wird, das tiefe Nichts der Wüste, des Alls, der Tiefsee und immer auch der menschlichen Seele. Funeral Doom ist Düsternis, Nihilismus, Tod. Funeral Doom ist wundervolle Musik!
Auf unserer Weltreise haben wir uns bereits dem Funeral Doom auf fast allen Kontinenten gewidmet. Nur die Amerikas fehlen noch. Und so schleppen wir uns qualvoll langsam durch die Weiten des endlos langen Doppelkontinents, um so viele Funeral-Doom-Bands und -Projekte zu hören und euch vorzustellen wie möglich.
Unseren Datensatz entnehmen wir der Encyclopaedia Metallum und versuchen jeder Band des Begräbnisgenres unsere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die grob in den letzten fünf Jahren aktiven Output produziert hat.
Haben wir eine Band vergessen? Hat sich eine Band in ihrer Trveness zu gut vor uns versteckt? Schreibt uns!

USA

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben einigen Grund zur Trauer. Da es hier aber nicht um politische oder soziale Themen gehen soll, kommen wir ohne weitere Umwege zum Funeral Doom, von dem es reichlich gibt in den States.

BLOOD OF THE BLACK OWL

Ruhig ist der Einstieg mit BLOOD OF THE BLACK OWL (dt.: Blut der schwarzen Eule). Die machen schon seit 2005 Musik. Beziehungsweise Chet W. Scott, der alle Instrumente einspielt. Was die anderen beiden tun, ist mir unbekannt. Vielleicht singen? Das Projekt wird (noch) unter Black Metal und Funeral Doom geführt, ist aber spätestens seit der aktuellen Platte „Rivers Within Shadows“ (dt.: Flüsse innerhalb von Schatten) von 2019 so weit im Bereich des Post-Metal oder darüber hinaus, dass nur noch entfernte Erinnerungen an Metal existieren. Dieser ultraruhige Tenor und die leichten Folk-Elemente stehen der Platte aber wunderbar. Der Gesang – komplett klar – fasziniert mich jedoch leider weniger.

CARCOSIAN ENMITY

Wer liebt es nicht, das verwaschen rohe Dröhnen von Black-Metal-Demos? Naja, ok, einige. Für den bisher einzigen Output von CARCOSIAN ENMITY, das Demo „The Shores That Glow In Agony“ (dt.: Die Küsten, die in Leid leuchten), muss man das aber schon mögen, sonst kann man gleich zur nächsten Band skippen. Hier wird nicht nur die Stimmung von Lovecraft'schem Horror gut wiedergegeben, sondern auch das Gefühl einer gänzlich anderen Epoche. Sauber, rund, warm, liebevoll ist hier gar nichts. Aber gut produziert halt auch nicht. Ein Demo halt, ein Blackened-Funeral-Doom-Demo vermutlich direkt aus Ragnar O'Daleighs Keller.

CESSATION

Auch CESSATION (dt.: Aufhören, Stillstand) haben nur ein Demo auf dem Markt, das den gleichen Namen wie das kalifornische Projekt trägt. Die Klänge darauf gleichen einer Klangkollage aus einem vermoderten Industriekomplex. Viel Metall, Scheppern, Hall, aber von einer dicken Schicht Staub, Dreck und Moos überzogen. Das Duo hinter der Platte wechselt von nihilistischem Minimalismus zu Death-Geschredder und legt auch schon mal akustische Klänge mitten in die E-Instrumente-Orgie. Vielversprechender Start – zumindest für Freunde des rohen Genusses.

CHALICE OF SUFFERING

Aus dem Hause CHALICE OF SUFFERING (dt.: Kelch des Leidens) kam 2019 die zweite Platte in voller Länge. Melodiös, basslastig und gelegentlich mit Gothic-Flair wird dem gut aufgebauten Schmerzgeschehen aus Minnesota ein gelungenes, aber nicht wirklich komplexes Mystery-Gewandt übergezogen. In anderen Passagen sind auch Folk-Einflüsse vorhanden. Stimmlich sind wir hier meist bei einem fast zu Stein gewordenen Gutturalwindhauch-Eremiten. Eine interessante Mischung einer interessanten Band!

CHAOS MOON

CHAOS MOON (dt.: Chaosmond) seien hier nur kurz erwähnt, da sie dem Funeral Doom weitgehend zugunsten des Black Metal den Rücken gekehrt haben. Die älteren Alben und EPs dürften dennoch für Begräbnisgerumpelbegeisterte von Interesse sein. „Eschaton Mémoire“ (dt. grob: Endzeiterinnerungen) jedenfalls ist jedenfalls weit entfernt von der ruhigen Langsamkeit unserer Reise, wenn auch ein schönes Stück schwarzen Gewitters.

Die dreißigste Etappe der Reise, die zweite in den USA findet ihr Ende. Weitere werden folgen.

Alle Etappen unserer Funeral-Doom-Reise gibt es hier.


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