Tommy Bolin - Best Of Live

Zum 40-jährigen Jubiläum des TOMMY BOLIN-Debüts "Teaser" lässt sich UDR nicht lumpen, und wirft unter dem Titel "Best Of Live" einen Zusammenschnitt der besten Liveaufnahmen des Ausnahmegitarristen auf den Markt. Die Doppel-CD ist überdies auch als Teil des "40th Anniversary Vinyl Boxsets" erhältlich, aber macht auch eigenständig einiges her.

Der im Alter von nur 25 Jahren verstorbene Gitarrist, der bei DEEP PURPLE als Nachfolger von Ritchie Blackmore Bekanntheit erlangte, brachte es im Laufe seiner lediglich acht Jahre dauernden Musikerkarriere gerade einmal auf zwei Solo-Studioalben ("Teaser" und "Private Eyes"). Doch der reiche musikalische Nachlass des Ausnahmegitarristen sorgte dafür dass der Nachschub an Bolin-Material auch heute noch nicht abreißt, wie das oben erwähnte Boxset zeigt, das auch die vorliegende Zusammenstellung "Best Of Live" einschließt.

Natürlich darf man speziell bei so alten Live-Aufnahmen nicht auf brillant nachbearbeitete Tonqualität hoffen, doch gerade durch die teils sehr unterschiedlichen Qualitäten (nicht nur bedingt durch Aufnahmesituationen sondern auch die Zeit der Veröffentlichung) versprüht "Best Of Live" einen eigenen Charme. Das unterschiedliche Flair der Songs, das von Tagesverfassung, den Gegebenheiten vor Ort und von so vielen weiten Faktoren abhängt ist hier besonders zu spüren, da man selten so viele verschiedene Aufnahmen auf so kompaktem Raum zu hören bekommt. Kritiker mögen der Zusammenstellung so attestieren ein "Stückwerk" zu sein, für Fans und für an Liveaufnahmen Interessierte entpuppt es sich allerdings als Fundgrube für Vergleiche.

Als direkten Vergleich kann man dabei "Post Toastee" heranziehen, das sowohl als 'Live At The Northern Lights' auf CD 1 (1996 veröffentlicht) als auch 'Live In Albany' auf CD2 (2004 erschienen) enthalten ist. Vor allem letzteres weiß mit sehr guter Qualität aufzuwarten, und lädt zum sofortigen Mitwippen ein - und das auch gerne über die Distanz einer zweistelligen Minutenanzahl. Wie sehr sich Live-Versionen unabhängig von der Aufnahmequalität unterscheiden können, kann man anhand von "Homeward Strut" ersehen, das einmal als vergleichsweise kurze Version als Ausklang von CD1 enthalten ist, und in der zweiten Variante auf Scheibe 2 mal eben die 10-Minuten-Marke sprengt.

Dass TOMMY BOLIN vor allem Live sein Handwerk versteht zeigt er bei "You Know, You Know" wo er einmal mehr sein Können an Gitarre und Effektpedal zeigt. Faszination vermögen vor allem die Live-Aufnahmen von "Marching Powder" und das lässige "Crazed Fandango" zu erzeugen, und auch "Lotus" sorgt für einen ordentlichen Whow-Effekt. In diese Riege reiht sich auch "Wild Dogs" ein, das mit fast dreiminütigem Intro aufwartet, genauso wie das achtminütige "People, People" dessen extrem lässiges Reggae-Feeling live besonders gut wirkt. Hinten raus gibts dann noch das coole "Walk In My Shadow" Live At Ebbets Field, mit deutlich präsenteren Vocals, was Bolins Stimme etwas mehr zur Geltung bringt und unterstreicht dass TOMMY BOLIN nicht alleine an der Gitarre sehr talentiert war.

"Best Of Live" ist eine gut gewählte Zusammenstellung die sowohl Fans des Ausnahmegitarristen zufriedenstellen sollte, als auch bei Leuten denen TOMMY BOLIN bis dato gar nichts sagte einiges an Interesse schüren kann. Wer auf filigrane Gitarrenarbeit steht, der sollte hier also unbedingt einmal ein Öhrchen riskieren - es lohnt sich!