Gamma Ray - Empire Of The Undead

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VÖ: 28.03.2014
Bandinfo: GAMMA RAY
Genre: Power Metal
Label: earMusic
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Lineup  |  Trackliste

GAMMA RAY dürfen mittlerweile auf eine lange Karriere zurückblicken, immerhin wird bald ein Vierteljahrhundert Metal im Zeichen der Hanseaten gefeiert, meine seinerzeit erworbene Vinyl-Edition von „Heading For Tomorrow“ hat mittlerweile schon längst für einen läppischen Preis den Besitzer gewechselt. An die aktiven Zeiten von Bandleader Kai Hansen als Gitarrist bzw. Sänger der Teutonenlegende HELLOWEEN können sich die meisten wahrscheinlich ohnehin nur mehr von nostalgisch anmutendem Film- und Fotomaterial oder unsterblichen Teutonen-Classics wie „Walls Of Jericho“ erinnern. Viel Sand war seitdem durch die Uhr gelaufen und flugs befindet man sich wieder in der Jetztzeit, die mit einer dicken Packung Metal-Krachern aus dem Hause GAMMA RAY aufwartet.

Lange mußte sich ja die Fanmeute im Vorfeld gedulden, endlich neues Studiomaterial im Longplay-Format genießen zu dürfen, immerhin hat der Vorgänger „To The Metal!“ fast satte vier Jahre auf dem Buckel. Der medial publik gewordene Großbrand im Hamburger „Hammer“-Tonstudio, der einen Großteil des bandeigenen Equipments usw. vernichtet hatte, konnte jedoch den Vormarsch der Band nicht aufhalten. Wie durch ein Wunder hatte der Gott der Buntmetaller die Aufnahmen gerettet, sodaß die Nordlichter unbeeinträchtigt zu ihrem neuen Kraftschlag namens „Empire Of The Undead“ ausholen konnten.

Wo andere Bands sich selbst oft ihr eigenes Grab schaufeln, trotzen die Hanseaten dem Gesetz des knackig-kurzen Openers und setzen mit „Avalon“ gleich einen rund zehnminütigen, hymnischen Stampfer an den Beginn des Albums, der nur so vor Epik und Melodie strotzt, das Album aber ideal einleitet und von Beginn an für packende Faszination sorgt. Und auch in der Folge ziehen Hansen & Co. alle Register des Genres. Der vorab veröffentlichte Album-Teaser-Song „Hellbent“ ist ein starker Metalbrecher, der an längst vergangene Zeiten erinnert und ein geiler Mix aus "Walls Of Jericho"-Riffgewittern und einem JUDAS PRIEST-Song ist, das folgende „Pale Rider“ wiederum ist ein fetziger Rocker.



Schon an diesem Punkt flossen die wesentlichen Ingredienzien (schneidige Riffs, melodische Gustostückchen, ausgereifte Melodielinien, feine Tempovariationen, knackiges Songwriting etc.) für ein tolles Metal-Album zusammen. Zum waschechten Buntmetallkracher gehört schließlich noch eine zünftige Packung klischeetriefender Kitsch (so besingt man auf dem bandtypischen, gelungenen „Born To Fly“ Eagles, Rainbows & ähnlichen Schmonzes). Der vorab schon veröffentlichte Titeltrack des neuen Albums „Empire Of The Undead“ zählt wieder zur Brachialfraktion auf dem Longplayer und war Eigentümern der "Master Of Confusion"-EP bereits zur letztjährigen Tour mit ihren Soundkumpanen HELLOWEEN her bekannt, „Master Of Confusion“ selbst ist ein melodiöser Uptemporocker.

Abgesehen vom uninspiriert wirkenden, düsteren „Demonseed“ mag das Album das Niveau in Hälfte zwei zu halten, die für Vielseitigkeit sorgende Ballade „Time For Deliverance“ ist auf ihre Weise ebenso eine Wucht wie „Seven“ ein unglaublich packender Feger ist. Im State-of-the-PowerMetal-Soundkleid gefallen am Ende noch das genretypische „I Will Return“ sowie der Bonustrack „Built A World“.

Das elfte GAMMA RAY-Studioalbum überzeugt in gewohnter, ja fast erwarteter Weise. Die bestens eingespielte Kernmannschaft Hansen, Richter und Schlächter präsentiert sich den widrigen Umständen trotzend (Studiobrand) spielfreudig und legt wiederum einen Parforceritt in Sachen Kraftmetall hin. Melodiöse Kracher sind ebenso mit an Bord wie große Hymnen, flotte Uptemporocker geben sich mit druckvollen Kraftpaketen die Klinke in die Hand. Das Warten hat sich gelohnt, ich ziehe meinen imaginären Hut vor einem weiteren, äußerst guten und abwechslungsreichen GAMMA RAY-Album! Dass der Longplayer die regenbogenfarbene Einhornfraktion bestens bedient, liegt auf der Fanboy-Hand, wenn GAMMA RAY allerdings das Buntmetall-Feuer in mir derart zum Lodern bringen können, dann heißt das schon sehr viel!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Thomas Patsch (26.03.2014)

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