Interview: MANNTRA - Marko Matijević Sekul

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Wir haben einfach gespielt, was wir fühlten, beeinflusst von der Musik, die vor hunderten Jahren in unserem Land geschaffen wurde, gaben ihr eine neue Verkörperung und fragten uns nie: "Ist das falsch, was wir hier machen?"

Marko, seines Zeichens Frontmann von MANNTRA, der neuen Knospe des kroatischen Folk Rock, erzählt uns hier in farbigen Bildern etwas über die Ideen des neuen Albums, was für ihn einen "besten Gig" ausmacht und von der Freundschaft, die die Band mit IN EXTREMO verbindet!

Veröffentlicht am 13.09.2017

Zu Beginn wäre es schön, etwas über die Anfänge von MANNTRA zu hören. Wie habt ihr euren Weg dazu gefunden, als eine Band zusammen Musik zu machen?

Wir waren schon zuvor in Bands, also hat MANNTRA als etwas wirklich Organisches begonnen. In dieser Zeit hatten wir diesen Traum, die kroatische, mittelalterliche Volksmusik mit modernem Rock und elektronischen Industrial-Soundlandschaften zu vermischen, dann wurde der Track "Kiša" geboren. Der gab uns einen großen Boost in den kroatischen Medien und Internet-Communities, später wurde er ein Clubhit und gab der Band viele Livemöglichkeiten, um eine kleine Tour zu starten.

Haben ein paar der Bandmitglieder schon vorher Musik gemacht?

Ja! Einige von uns waren in der Band OMEGA LITHIUM. Wir haben viel auf deutschen Bühnen und Festivals gespielt, also war das Herrschaftsgebiet von Deutschland, der Schweiz und Österreich etwas Bekanntes für uns.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, kroatischen Folk Rock zu machen?

Nach dieser Idee haben wir nicht gesucht, sie kam von allein zu uns. Ich glaube, es war unsere Liebe zur mitteralterlichen Volksmusik, den Folk Motiven, dieser romantischen Seite und der kriegerisch-wütenden Seite davon. Das funktioniert fantastisch mit Rockgitarren. Alles hat sich von alleine zusammengefügt, wir haben nie daran gedacht, etwas anderes zu erschaffen. Wir haben einfach gespielt, was wir fühlten, beeinflusst von der Musik, die vor hunderten Jahren in unserem Land geschaffen wurde, gaben ihr eine neue Verkörperung und fragten uns nie: "Ist das falsch, was wir hier machen?"

Was waren die ersten Reaktionen, als ihr erstmals begonnen habt, diese Art von Musik zu spielen?

Die Leute begannen sofort, es zu mögen. Wir hätten das nie erwartet. Clubs begannen sich von Anfang an mit Leuten zu füllen und das gab uns einen Antrieb, noch mehr Musik zu machen und noch mehr zu tun.

Hattet ihr irgendwelche besonderen Inspirationen oder Einflüsse für eure Musik? Wenn ja, könntet ihr uns etwas mehr über sie erzählen?

Natürlich! Die alte, kroatische Volksmusik aus dem Mittelater und vor allem die Instrumente und Attitüde waren die ersten und wichtigsten Inspirationen. Aber es gab auch Rockbands im früheren Jugoslawien, die auf eine andere Weise etwas ähnliches wie wir gemacht haben, beispielsweise BIJELO DUGME (die hatten einen folkigen Einfluss in ihrer Rockmusik), dann gab es da LAIBACH aus Slowenien, die nicht nur uns eine große Inspiration waren, sondern auch Bands wie RAMMSTEIN und MARILYN MANSON eine komplette Karrieresymbolik gaben. Dann gibt es da auch einige europäische Bands wie natürlich IN EXTREMO (die schon einen wirklich wichtigen Einfluss auf uns hatten, bevor wir uns überhaupt kennengelernt haben) und auch andere Bands aus der deutschen Folk Metal-Community. Letztendlich gab es auch einige Bands außerhalb Europas, wie NINE INCH NAILS oder PENDULUM, die uns diesen elektronischen Touch gaben, den wir mögen.

MANNTRA macht nun schon seit etwa fünf Jahren Musik, was waren in dieser Zeit eure Highlights als Band?

Fünf Jahre sind viel, und doch nichts verglichen mit anderen Acts. Es gab eine Menge Highlights, an die wir uns alle erinnern. Eines davon ist mit Sicherheit unsere erste ausverkaufte Show, dann ein großes Event in unserer Heimatstadt drei Jahre hintereinander, und erst kürzlich die Tour mit IN EXTREMO und die Headliner-Show in Russland, die wirklich einen großen Unterschied ausgemacht hat, denn wir wussten zu dieser Zeit nicht einmal, dass wir Fans außerhalb Kroatiens hatten. Im Endeffekt fanden wir heraus, dass wir eine große Fanbase dort hatten, wo wir sie nie erwartet hätten.

Gab es auch Rückschläge in eurer Karriere, über die du uns etwas erzählen willst?

Eigentlich nicht wirklich.

Kannst du uns erzählen, wie ihr eure Songs entwickelt? Beispielsweise: Wer schreibt die Songs, wer schreibt die Lyrics?

Da gibt es keine Formel. Meistens gibt es einen Moment der Inspiration, eine Vocal-Line taucht auf, man erinnert sich an sie und man beginnt, etwas drum herum zu bauen. Wir legen ein paar Demotracks, ein paar Gitarren, ein paar Dudelsäcke und etwas Synth zusammen und schon ist dieser MANNTRA-Sound da. Der kommt einfach, wir versuchen nie, ihn zu bekommen und versuchen nie, Songs zu schreiben, auf eine gewisse Weise ist das bis jetzt einfach der einzig mögliche Weg für uns, diese Dinge zu tun.

Wie würdest du eure Musik jemandem beschreiben, der noch nie etwas von euch gehört hat?

Rock, Metal, Industrial, Folk (...) Elektro. Vielleicht wären das die Worte, um es zu beschreiben? Ansonsten würde ich ihnen einfach eine CD oder einen Link zu irgendwelchen Youtube Videos geben und fertig!

 

Vor Kurzem wurde euer drittes Album mit dem Namen "Meridian" veröffentlicht, was kannst du uns darüber erzählen? Gibt es da eine Geschichte oder ein Konzept dahinter?

Es geht um das Meer, die Leute an der Küste, die in harten, vergangenen Zeiten darum kämpften, Essen daraus zu gewinnen, darum, harsche Winter zu überstehen und zu leben, um wieder die warme Sonne zu sehen. Es geht um Liebe, Verlangen, Sex und darum, niemals aufzugeben. Es ist eine Geschichte, die sich im Leben von jedermann offenbaren kann, auf eine gewisse Art eine Odyssee des Lebens.

Die Idee, Folk-Melodien mit elektronischen Effekten zu kombinieren ist interessant, wer hatte diese Idee?

Vor MANNTRA hatten wir eine Industrial Band und ich denke, das ist etwas, das in uns aus der Zeit geblieben ist, in der wir in solchen Bands gespielt haben.

Das wahrscheinlich überraschendste Special auf dem Album ist sein Titeltrack "Meridian" mit Michael Rhein von IN EXTREMO. Wie kam es, dass ihr mit ihm zusammengearbeitet habt?

Wir sind gut mit Michael und dem IN EXTREMO-Kollektiv befreundet. Es ist witzig, denn er erwähnte, dass er gerne dieses Lied mit uns singen würde und noch witziger ist, dass es davor unser Wunsch war, ihn zu fragen, aber das ist nie passiert. Im Endeffekt hat sich das also großartig ergeben und wir sind wahnsinnig glücklich, Micha an Board von "Meridian" zu haben. Wir haben eine ganze Weile IN EXTREMO gehört, und wie sich herausstellte, hat Micha auch MANNTRA gehört, so sind wir gute Freunde geworden, die von Zeit zu Zeit herumhängen, wenn unsere Zeitpläne zusammenfallen.

In deinen eigenen Worten: Was sind die größten Unterschiede zwischen eurer neuesten CD und eurer früheren Arbeit?

"Meridian" ist organischer, lebendiger, gefühlvoller. Die ersten beiden Platten haben nach diesem Funken gesucht. Es gab Momente in diesen Alben, wie "Kiša", "Mornar", "Vila" oder "Horizont", aber sie alle klangen so, als könnten sie ihren Platz auf "Meridian" finden. "Meridian" ist also eine Rekapitulation der ersten fünf Jahre von MANNTRA. Vielleicht werden wir auf der nächsten Platte härter sein, aber ich bin mir sicher, dass wir mit "Meridian" unseren Weg gefunden haben, durch Musik Geschichten zu erzählen.

Welcher ist dein persönlicher Lieblingstrack auf der CD?

Für mich sind "Albatros", "Meridian" und "Divojko" die Favoriten.

Warum sind das deine Favoriten?

"Albatros", weil es die Melodie, die Atmosphäre eines Schiffswracks während eines stürmischen, bewölkten Tages ist. Man spürt beinahe die salzige See aus dem Song kommen."Meridian", weil es der harmonische Song ist, der alle Motive des Albums kombiniert und "Divojko", weil es ein Party-Song bei jedem Live-Konzert ist.

 

Kannst du uns noch etwas über eure aktuellen Live-Aktivitäten sagen?

Wir hatten kürzlich einige Shows mit IN EXTREMO auf ihrer Castle Tour, nun bereiten wir uns auf unsere erste, längere Tour durch Deutschland im November, zusammen mit unseren Freunden von ERDLING vor. Wir planen sicher auch Festivals und weitere Touren für 2018!

Mit welchen Bands würdet ihr gerne in Zukunft spielen?

Eine wirklich schwierige Frage. Es gibt Bands, mit denen wir wirklich gerne einmal spielen würden, aber sicher nie die Möglichkeit dazu haben werden, weil unsere Genres musikalisch nicht zusammenpassen. Andererseits ist die Liste auch zu lang, aber persönlich würde ich gerne für IRON MAIDEN eröffnen. Für mich persönlich wäre das wohl wahnsinnig emotional. (Lacht)

Bitte erzähl uns von eurem bislang besten Gig!

Jeder Gig, bei dem wir uns mit den Leuten verbinden, bei dem wir die Leute sehen, wie sie unsere Refrains singen, ist der beste Gig. Es ist wie ein großer Kessel voller schöner Erinnerungen, man kann nicht einfach eine herauspicken.

Gibt es irgendwelche lustigen Vorfälle auf Tour, von denen du gern erzählen würdest?

Lieber nicht! Man würde uns wahrscheinlich ins Gefängnis werfen! (Lacht)


Vielen Dank für eure Zeit! Hast du irgendwelche abschließenden Worte oder irgendeine Nachricht für unsere Leser?

Danke für das Interview! Lest weiter Stormbringer und Keep on Rocking!

 

 

Möchtet ihr jetzt noch mehr über "Meridian" erfahren? Ja? Dann könnt ihr mit unserem Review zu dem guten Stück noch weiter in die Gefilde des kroatischen Folk Rock eintauchen!


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