15.07.2010 - 17.07.2010, Spital am Semmering

Kaltenbach Open Air 2010

Text: nagelfar
Veröffentlicht am 01.08.2010

Kaltenbach Festival, das bedeutet harte Klänge auf grünen Hängen. Das bedeutet Wetterextreme und schiefe Schlafpositionen. Vor allem aber ist es eines der gemütlichsten Metalfestivals Europas, welches nun schon seit acht Jahren Fans aus aller Welt (dieses Jahr z.B. auch aus Australien und England) auf den Semmering lockt. Musste man letztes Jahr aus organisations- und auflagentechnischen Gründen auf ein neues Gelände ausweichen, so hieß es dieses Mal zum Glück wieder back to the roots und man konnte zur gewohnten Location am Kaltenbachgraben zurückkehren. Um den Fans trotzdem eine Einkaufsmöglichkeit bieten zu können (2009 befand sich praktischerweise ein großer Spar in Gehweite!), hatte man Shuttles organisiert, welche die Leute nicht nur in den nahegelegenen Ort zu “Nah und Frisch” brachten, sondern auch einen regelmäßigen Pendeldienst zwischen Parkplatz und Festival boten.

Wie üblich, war auch in diesem Jahr der Donnerstag gratis und wusste heuer sogar mit internationalen Bands zu begeistern. Den persönlichen Anfang machen jedoch die Lokalhelden von MASTIC SCUM, welche mit ihrer überraschend brutalen Darbietung vielen das Zeltaufbauen versüßen. Kunststück mit einer Amadeus-Nominierung und dem neuen Album „Dust“ im Rücken. Nachdem man in den letzten zwei Jahren nicht nur Bassist sondern auch Sänger getauscht hat, war es erfreulich zu hören, dass MASTIC SCUM ihr Niveau nicht nur gehalten haben, sondern auch noch ein ordentliches Scherflein drauflegen konnten, Chapeau die Herren! (Nagelfar)
Die darauf folgenden INFINITY sind dann leider etwas beliebig, vor allem, weil der “Intolerante Chaos Black Metal“ so absolut gar nicht zu diesem strahlenden Sommertag passen will. Obwohl der treibende Old School Sound hie und da durchaus Reize zeigt und vor allem der Gesang immer wieder überrascht aufhorchen lässt, führen in der Sonne dahinschwimmendes Corpse Paint und Kajal doch eher zu Schmunzel- als zu Fröstelattacken. (Nagelfar) Auch bei FUNERUS will der Funke nicht so recht überspringen. Anfangs ergibt sich zwar noch ein leichtes “Augenbrauen in die Höhe ziehen“ als man erkennt, dass die gutturalen Laute der Kehle einer Frau entspringen, hängen bleiben aber nur deren vergeblichen Anfeuerungsversuche à la “Hey, we are not Nightwish!“ (Nagelfar) SUICIDAL ANGELS spielen Thrash - auch für Leute, die nicht unbedingt auf Thrash stehen. So geschehen am Donnerstag Abend, wo sie die Anwesenden von Anfang an mitreißen können. Straighter Oldschool, auf den Punkt gespielt, da überträgt sich die Spielfreude auch auf das Publikum. Kurzweilig und knackig, was will man mehr. Erstmalig kommt so richtig Stimmung im Publikum auf, vor allem weil die Griechen gefühlterweise so ca. jedes zweite Wochenende in Österreich einen Auftritt und sich damit eine beachtliche Fanschar erspielt haben. Musste man beim Metalfest 2010 noch am frühen Nachmittag auf die Bühne, durfte man am Kaltenbach etwas später beginnen, wodurch die an sich schon starke Show noch perfekt durch die Lichteffekte ergänzt wurde. Eine schweißtreibende Thrashattacke an diesem lauen Sommerabend. (Apollonya, Nagelfar)
Mit GOD DETHRONED sind dann wohl die für viele heimlichen Headliner an der Reihe. Bekannt vor allem durch das 2000er Teufelswerk “Ravenous“ und das mehr konzeptionell interessante “Lair of the White Worm“ hat sich diese Band schon durch alle Spielarten des Metal, egal ob Black, Thrash, Death oder sonstigen Subgenres gefräst. Vor allem die Livequalitäten der Holländer werden immer wieder gelobt, leider sind zwar an diesem Abend Stücke von fast jedem (neueren!) Album vertreten, der Gesamtauftritt an sich fällt aber leider unverhältnismäßig lahmarschig aus. Vor allem Henri “T.S.K.“ Sattler will und will an diesem Abend einfach nicht in die Gänge kommen und klingt monoton wie das Mantra der Hare Krishnas. Dem Publikum ist die leichte Enttäuschung auch anzumerken, denn obwohl sich überraschend viele Leute (vor allem für einen Donnerstag) vor der Bühne befinden, ist kaum Bewegung auszumachen und auch die Headbanger sind eher dünn gesäht. Der oft geforderte Circle Pit, neben Crowdblindern wohl der überstrapazierteste “Stimmungsmacher“ im Metal, fällt dann auch dementsprechend schmalbrüstig aus und hebt die Stimmung nicht wesentlich. Summa Summarum ein eher enttäuschender Auftritt. (Nagelfar)
Als offizieller Headliner scheinen die folgenden INCANTATION doch nicht so bekannt zu sein, wie man nach 21 Jahren Bandgeschichte annehmen könnte. Jedenfalls lichten sich die Reihen doch merklich, obwohl die Amerikaner zu später Stunde noch ordentlich Druck machen. Die Jahre sind aber sichtbar nicht spurlos an John McEntee und Co. vorbeigegangen und auch die musikalisch Ausrichtung ist traditionell. So endet dieser Abend mit staubtrockenem Old School Death, der dabei aber weder altbacken noch verstaubt rüberkommt. (Apollonya)

FREITAG

Am Nachmittag geben SANATORIUM ihr bereits wohlbekanntes Brutal Death-Programm zum Besten. Bei ihrem zweiten Gastspiel am KOA spielen die Slowaken ein solides, aber nicht allzu aufgeregtes Set mit Beinahe-Evergreens wie “Fetus Rape“ oder “Oral Fistfuck“. Leider bei nicht allzu differenziertem Sound. Band wie Fans wirken an diesem heißen Nachmittag etwas müde und nicht besonders bewegungsfreudig. (Apollonya) IN SLUMBER haben die Hitzekarte gezogen und dürfen genau am heißesten Moment des Festivals die Matten kreisen lassen. Das stört die motivierte Band aber kaum und man merkt hier sofort die Spielfreude der fünf routinierten Jungs rund um Mastermind Wolfgang Rothbauer. Die Fans freuen sich auf jeden Fall über so viel Einsatz und danken es mit fleißigem Headbangen! Dafür post vor allem der neue Mann am Bass, Roland Wurzer (manchen vielleicht bekannt von DARKWELL) ohne Ende und auch der Ersatzmann für den in Babypause gegangenen Simon Öller, Dominik Sebastian, meistert an der Gitarre seine für diesen Sommer letzte Show bestens! IN SLUMBER sind einfach das österreichische Aushängeschild in Sachen melodischen Death Metal und egal um welche Uhrzeit oder bei welchem Wetter die Jungs auf die Bühne kommen, sie treten immer mächtig Arsch und wissen wie man das Publikum animiert! Getrübt wird die Performance allerdings von starken Soundproblemen und ungestimmten Gitarren. Mehrere Male werden etwas zu schräge Töne angespielt und Soli verpatzt. Die Band nimmts aber mit Humor und kann diese Schwächen mit Sympathie wieder gutmachen. (Caro, Apollonya)
Auch RIGER kämpfen danach mit schrecklichem Gitarrensound. Entweder war der Tontechniker taub oder das Kreissägengetön beabsichtigt, denn auch nach dem dritten Song ist keine Besserung in Sicht. (Apollonya) Für Freitagnachmittag haben sich die Wiener von HOLLENTHON angekündigt. Herr Schirenc im Priesteroutfit darf sich der Mission "rocken wir den Sonnenschein" stellen, was zwar nicht ganz zum Sound von HOLLENTHON passt, aber zumindest die Hardcore-Fans nicht wirklich stört. Diese zollen dem episch-melodischen Projekt des PUNGENT STENCH Masterminds vollen Tribut. Schade ist nur, dass das Publikum etwas unaufmerksam wirkt. Während das schwarze Hemd des Sängers vor Anstrengung an ihm klebt und der Bassist sein meterlanges Haar zum Takt der Musik schüttelt, scheinen die Besucher sich lieber mit sich selbst zu beschäftigen. Die Musik dient einzig und allein der Hintergrundbeschallung. HOLLENTHON präsentieren am Kaltenbach mit Max Reif auch gleich ein neues Mitglied am Bass, dieser muss sich jedoch noch ein wenig “warm posen“ um in die Fußstapfen seines Vorgängers Gregor Marboe treten zu können. Trotzdem hinterlassen die Wiener so manchen geschädigten Nacken und können in Sachen Stimmung ordentlich punkten, vor allem als zum Abschluss noch einige schnellere Nummern der letzten EP gespielt werden. (Caro, Lilith)
MANEGARM sieht man fast noch öfter in Österreich als SUICIDAL ANGELS, macht aber nichts, denn die Großväter (bitte nicht schlagen!) des Viking Metal wissen ein um das andere Mal durch Spielfreude, packende Songs und erhabene Stimmung zu begeistern. Besonders erfreulich an dieser Stelle wieder Janne Liljeqvist (aka der Simon Rattle des Metal, Anm.), welcher nicht nur durch sein Können an der Geige, sondern auch seine gesangstechnische Unterstützung bei z.B. “Sigrblot“ aufwartet. Letztere fällt zwar manchmal etwas schief aus, aber sein wir uns ehrlich, Schlachtgesänge sollen nicht nach den Wiener Sängerknaben klingen, sondern Gänsehaut erzeugen! Wie sie auch am Metalfest erklärten, verbindet die Band mit Österreich eine ganz besondere Liebe und so ist es nicht verwunderlich, dass man nach dem Auftritt nicht sofort abreist sondern, im Gegenteil, im Backstage-Bereich noch stundenlang Party macht und sogar am nächsten Tag noch auf der Bühne stehen wird. Dazu später mehr! (Nagelfar)
Man mag von HOLY MOSES musikalischen halten was man will, aber eines ist sicher, Sabina Classen ist einfach die coolste weibliche Frontsau der Metalgeschichte! Dass die Dame schon mittlerweile am runden Fünfer kratzt sieht man ihr keineswegs an (als Frau frisst einen da fast der Neid) und die sympathische Sabina weiß, wie man auf der Bühne Stimmung macht. Hier wird einfach nur gerockt, Bier getrunken, Bier gespukt, rumgemosht und rumgegrinst bis zum Umfallen. HOLY MOSES machen einfach Spaß und Sabina ist sowieso immer wieder fannah, animiert das Publikum zum Mitmachen und zeigt auch nach der Show keine Scheu sich mit den Leuten zu unterhalten. (Caro)
SHINING stellen den absoluten Höhepunkt an diesem Tag dar - glücklicherweise bei einsetzender Dunkelheit, bei der sich das Songmaterial auch atmosphärisch optimal entfalten kann. Die Schweden warten zudem mit neuem Material vom im Herbst erscheinenden Album “Född Förlorare“ auf, das musikalisch wieder deutlich näher bei “V - Halmstad“ liegt als beim jüngsten Release. Doch auch die atmosphärische Getragenheit von “VI - Klagopsalmer“, das doch schwerer zugänglich ist als seine Vorgänger, überzeugt an diesem Abend mühelos, zum Beispiel “Ohm - Sommar med Siv", welches sich mit dem auch live einwandfrei gesungenem Melodieteil hervortut. Neben den unveröffentlichten Songs wird auch ein neuer Bassist vorgestellt und sogleich mit dem inzwischen üblichen Kvarforth'schem Kussritual begrüßt – ob das wohl in der Stellenanzeige stand? Abgesehen von Gekotze von der Bühne verzichtet der Exzentriker allerdings auf aufgesetzte “Showelemente”, sodass einzig die Songs im Vordergrund stehen. Ein sehr eindringliches und intensives Set, das nach “Submit to Self-Destruction” leider nach knapp 50 Minuten endet. (Apollonya)
Als DARK FUNERAL die Bühne betreten, kann noch niemand ahnen, dass es die letzte Möglichkeit sein wird, die Band in dieser Besetzung zu erleben. Mit dem neuen Album “Angelus Exuro pro Eternus“ im Gepäck und zu dessen Cover passender, düsterer Bühnendeko stolziert Emperor Magus Caligula zu einem seiner letzten Auftritte in vollem Corpse Paint und (Gummi)Rüstung auf die Bühne. Obwohl seine Gesichtsbemalung bei einigen Anwesenden zu eher belustigten Äußerungen führt (Stichwort Peter Criss trifft He-Man), muss man DARK FUNERAL neidlos zugestehen, dass sie ihre Rolle als “Second Wave“ Black Metal Band mehr als überzeugend auszufüllen wissen. Fans der ersten Stunde mögen der Zeit um “The Secrets of the Black Arts“ nachweinen, mir unverständlich, denn vor allem die Stücke auf AEPE wissen durch ihre Ausgewogenheit zwischen High Speed Gebrettere und stampfenden Mittempo Teilen zu begeistern. Mit “An Apprentice of Satan“, “The Arrival of Satan's Empire“ und dem Slayer-Cover “Dead Skin Mask“ von der EP “Teach Children To Worship Satan“ finden dann aber doch einige ältere Stücke ins Set. Leider ist der Sound nicht besonders differenziert, so manches mal vermag man die Songs nur durch die Ansagen von Sänger Emperor Magus Caligula zu unterscheiden. Hauptsächlicher Kritikpunkt ist (wie so oft!) der Lichttechniker, der die Musiker entweder hinter einer undurchdringlichen Nebelwand oder voll aufgedrehten Crowdblindern verschwinden lässt, mühsam. (Apollonya, Nagelfar)
Zu ASPHYX fällt es der gesamten Mannschaft schwer, durchgängige Sätze zu formulieren, deshalb wollen wir den werten Lesern zu Beginn unsere Notizen näher bringen: Schwacher Beginn, unterhaltsames Ende, sehr lustig, Sänger könnte mein Opa sein, oldschool, publikumsnah, motiviert, alt, aber Gas. Nun gut, ASPHYX wurden zwar schon 1987 in der Region Overijssel gegründet, Sänger Martin van Drunen ist aber als Baujahr 1966 trotz allem erst 44 und damit als Großvater eines 30jährigen denkbar ungeeignet. Die anderen Punkte treffen allerdings wie die Faust aufs Auge, denn obwohl die Band einige Zeit braucht, um in Fahrt zu kommen, ist spätestens als die ersten Fans die Bühne entern die Stimmung am Höhepunkt. Netterweise werden diese nicht sofort von der Bühne zwangsentfernt, sondern mit den freundlichen Worten „We are an oldschool band, we don't care about people on stage!“ zum Verweilen und Headbangen animiert. Blöd für alle, die schon den Rückzug in die Zelte, in den Backstage-Bereich oder zu den Getränkeständen angetreten haben. Ein würdiger Abschluss für einen abwechslungsreichen Tag. (Nagelfar)


SAMSTAG

VxPxOxAxAxWxAxMxC starteten nach DEVASTATING ENEMY am Samstag Mittag und man möchte fast sagen, der Name ist Programm: Egal wie sinnlos, Spaß muss es machen! Das trifft nicht nur auf den Bandnamen zu (trotz Ansage blieb so manchem Anwesenden verborgen, dass die Abkürzung für VAGINAL PENETRATION OF AN AMELUS WITH A MUSTY CARROT steht): Musikalisch wird laut Myspace-Seite der oberösterreichischen Grindpartie speziell Wert darauf gelegt, “Melodien komplett zu verbannen“. Stattdessen gibt es groovige Porngrind-Kürzest-Nummern. Passend zum Techno-Intro auch der Bandstyle: Gelbe Leggings zu Fleischerschürzen erwiesen sich als optimale visuelle Ergänzung. Trotz der frühen Stunde findet sich eine gar nicht so kleine, begeisterungsfähige Fanschar ein, was nicht zuletzt der sympathischen Selbstironie der Band zu verdanken ist. (Apollonya)
DARKFALL gehören wie keine zweite Band zum Kaltenbach-Inventar schlechthin. Musikalisch routiniert spielen die Steirer ein sympathisches, druckvolles Death/ Thrash-Set, diesmal ausnahmsweise ohne Bierbauch-Beschau. Die Entertainer-Qualitäten von Sänger/ Organisator Spiwi kommen auch so zur Geltung, spätestens als die Lady Gaga-Coverversion “Pokerface” anklingt und mit ungewohnten Tönen für Schmunzeln sorgt. Im 15. Jahr ihres Bestehens untermauern DARKFALL äußerst spielfreudig und sehenswert ihren Heimvorteil. (Apollonya)
Den Preis für die historisch akkuratesten Kostüme gewinnen die Folkmetaller von SKYFORGER wohl kaum, den für die meisten gespielten Instrumente jedoch locker. Verschiedene Flöten, ein Hackbrett, Percussion, Dudelsack, so ziemlich alles, was man aus dem Folk so kennt, ist vertreten, allerdings immer im spannenden Gegenspiel mit der sehr schwarzlastigen Musik und den dazupassenden Growls. Über die Lyrics, welche sich angeblich mit der Geschichte Lettlands und seinen Mythen befassen, kann hier leider nicht länger referiert werden, vor allem, da diese großteils in lettisch gehalten sind, klar ist aber, dass die Band den Klang der Sprache gekonnt für ihre Musik zu nutzen weiß, TYR lassen grüßen. Da man es außerdem nach sieben langen Jahren wieder geschafft hat, ein neues Album zu veröffentlichen (Review hier), darf man annehmen, SKYFORGER in nächster Zeit wieder öfters in Österreich zu sehen. (Nagelfar)
Bei HAIL OF BULLETS gibt es ein kollektives Deja Vu, konnte man Sänger Martin van Drunen und Gitarrist Paul Baayens ja schon am Vortag mit ASPHYX bestaunen. Bei HOB heißt es aber “newschool statt oldschool” und obwohl diese quasi All Star Band erst ein Album im Kasten hat, kann sie schon auf eine beachtliche Fanschar verweisen. Man möge uns verzeihen, wenn wir auch an dieser Stelle keine Setlist bringen, die echten Fans wissen was gespielt wurde, wir Unwissenden können zumindest sagen, dass uns der straighte Death Metal vielleicht nicht vom Hocker gerissen hat wir aber doch nicht umhin konnten, unsere Köpfe im Takt zu bewegen und anerkennend unser Bier in die Höhe zu recken. Quasi ein kollektives: Passt schon, hat Spaß gemacht, dürfen gerne wieder kommen! (Nagelfar)
Melodic Death Metal ist am Kaltenbach konzeptgegeben eher unterrepräsentiert. Da überrascht es umso mehr, dass man mit DARKANE einen der weniger bekannten Vertreter des Genres geholt hat. Obwohl diese Band Hammeralben wie das 99er Werk “Rusted Angel” und das fast noch bessere “Layers of Lies” in der Discographie vorweisen können, haben sie es nie zu einem Bekanntheitsgrad von IN FLAMES und Konsorten gebracht. Dieser Umstand gepaart mit der brütenden Hitze ist dann vermutlich auch der Grund, dass sich nur wenige Die Hard-Fans (darunter auffällig viele Frauen) vor der Bühne eingefunden haben. Dass die Stimmung trotzdem gut war, liegt dann sicherlich nicht nur daran, dass man DARKANE bis jetzt kaum in Österreich bestaunen durfte, sondern dass diese einen Hit nach dem anderen ins Publikum pfeffern. Auch der eine oder andere "LANGWEILIG!" Rufer im Publikum kann die Stimmung nicht trüben, im Gegenteil, einer der Fans zeigte seine Freude glücksstrahlend am Boden liegend und trotzdem headbangend. (Nagelfar)
KEEP OF KALESSIN Nach dem erfolgreichen Release “Kolossus“ erschien 2010 ein neues Album der Norweger. Das neue “Reptilian“ bildetet den Mittelpunkt des KEEP OF KALESSIN Gigs am Kaltenbach Open Air. Nicht nur an neuen Songs kann man sich erfreuen, sondern auch ältere Nummer wie “Crown of the Kings“ kommen im Publikum gut an. Außerdem sorgt das Gitarrensolo, welches von Gitarrist Arnt Ove “Obsidian Claw“ Gronbech gekonnt am Rücken gespielt wird, sowie das Schlagzeugsolo für Beifall. Der Livesound der Band ist leider keineswegs vergleichbar mit der außerordentlichen Qualität auf CD und auch Sänger Torbjörn “Thebon“ Schei, scheint schon einmal besser bei Stimme gewesen zu sein. Nach dem Titeltrack von “Kolossus“ beendet “Ascendant“ auch schon wieder das musikalische Treiben. Ein spieltechnisch fehlerfreier Auftritt und eine, optisch wie musikalisch, absolut sehenswerte Show. (Lilith)
Mit ABORTED geht es dann wieder brutaler zur Sache: Nachdem Sänger Sven de Caluwé voriges Jahr sämtliche Bandmitglieder ausgetauscht hat, sind die Belgier derzeit unterwegs, um die in neuer Besetzung aufgenommene EP “Coronary Reconstruction” live vorzustellen. An diesem Abend werden keine halben Sachen gemacht, druckvoll und energetisch wird grunzend, schreiend, wütend über die Bühne gestampft. Geil, brutal, großartig - auf die Fresse, weitermachen! (Apollonya)
PRIMORDIAL sind der emotionale und epische Höhepunkt des Festivals. Die Iren ziehen den Regen anscheinend magisch an, denn es ist nicht das erste Mal, dass PRIMORDIAL bei einem Auftritt das düstere Wetter förmlich mit sich bringen. Ein paar Tropfen fallen schon, als der blutig geschminkte Frontcharismatiker Alan mit seinem berühmten "Are you with us?!" die Meute zum Headbangen animiert. Der Livesound überzeugt schon bei “Empire Falls“ und spätestens bei “As Rome Burns“ ist man Feuer und Flamme für PRIMORDIAL. Im Hintergrund verleiht das Wetterleuchten der Show noch eine extra epische Stimmung und zusammen mit dem Celtic Metal der Dubliner breitet sich eine prickelnde Atmosphäre auf dem Festivalgelände aus. Bei 'The Coffin Ships' bittet Alan auch noch Månegarm Geiger Jan auf die Bühne, doch dieser vergeigt (möglicherweise durch besoffenes Herumkugeln am Vortag) im wahrsten Sinn des Wortes seinen Einsatz und spielt zumindest seinen ersten Part ein bisschen unpassend. Berufsbedingt musste die halbe PRIMORDIAL Mannschaft daheim bleiben und die Band deshalb mit Session Musikern Vorliebe nehmen. Lediglich Gitarrist Mick gehört neben Alan zur Ur-Mannschaft von PRIMORDIAL. Doch an der Gitarre grinst uns mit Gerry zumindest ein bekanntes "Ersatzgesicht" für Ciaran entgegen. Ältere Songs wie “Gods to the Godless“ oder “Sons of Morrigan“ gefallen nicht nur eingefleischten Fans, sondern die komplette Besucherschaft scheint hingerissen. Der Sound ist nahezu perfekt und mit geschlossenen Augen oder konzentriertem Haareschütteln wird der Gig im Publikum genossen. Mit “Heathen Tribes” beenden PRIMORDIAL ein grandioses Set und als die Band von der Bühne geht, bricht das Unwetter endgültig herein. (Caro, Lilith)
Nach der kurzfristigen Absage im vorigen Jahr haben DYING FETUS auch dieses Mal nicht unbedingt Glück: Als Abschluss-Headliner beginnen sie ihre Show just zu dem Zeitpunkt, da strömender Regen einsetzt. Die verbliebenen Fans, von denen manche die Amerikaner beinahe kultisch verehren, feiern die Band ab als gäbs kein Morgen (in dieser Hinsicht zumindest für das heurige Kaltenbach zutreffend). Rasende Riffattacken kombiniert mit groovigen Moshparts und unverkennbaren Gitarrenläufen fordern dann auch bald den ersten Circle Pit. Technisch einwandfrei und mit Songs ausgerüstet, die an diesem Abend keine Zweifel übrig lassen, spielt das legendäre Death-Trio gegen das Unwetter an, was eine einzigartige Stimmung erzeugt. Das Material vom letztjährigen Release “Descend into Depravity” mischt sich gut unter ältere Stücke, mit einem derart umfangreichen Backkatalog ist aber sowieso ein dichtes Programm garantiert. Schade, dass sich zu diesem Zeitpunkt schon die meisten Leute in ihre Zelte/ Backstage verzogen haben, aber wer Angst davor hat, ein bisschen nass zu werden, ist hier sowieso an der falschen Adresse. Auch ohne Zugabe erweisen sich DYING FETUS damit als würdiger Abschluss für ein einzigartiges Festival. (Apollonya)


FAZIT

Mit 4,50€, inklusive 1€ Bechereinsatz, gehört das Kaltenbach bestimmt nicht mehr zu den günstigsten Festivals vor allem, da es Probleme bei der Rückgabestelle gab. Auch essenstechnisch gab es dieses Jahr leider wieder so einige Probleme. Wer nicht zum Gasthaus zur Schieferwiese gehen, sondern nur einen kleinen Bissen zwischendurch wollte, hatte mit gerade mal einem Essensstand vom örtlichen Fleischhauer nicht gerade die Qual der Wahl, vor allem da sich dieser eher durch kreative Speiseneinteilung (Seelachs für Vegetarier) denn durch Qualität auszeichnete. Gebäck sowie Salat waren nicht einmal am ersten Tag frisch.
Erfreulich und vor allem von den anwesenden Damen hochgelobt: Die (leider zuwenigen, aber strategisch gut verteilten) Dixies wurden mehrmals täglich gereinigt und mit Klopapier versorgt, doppeltes Daumen hoch für diesen Umstand! Wasserstellen konnte man trotz der brütenden Hitze keine ausmachen, der nahegelegene Kaltenbach und die angrenzenden schattigen Bänke boten jedoch genügend Möglichkeiten zum Abkühlen und Ausspannen, Urlaubsfeeling pur. Für etwas Verwirrung sorgte in diesem Jahr die Aussage, dass man nur auf einer der Schipisten campen dürfte und die Serpentinen für Leute mit Caravans und Bussen reserviert seien, mit etwas Geduld war es aber einfach, einen nicht nur gemütlichen, sondern auch geraden Zeltplatz zu finden. Äußerst angenehm konnte man sich die Zeit mit den verschiedenen Merchandise-Ständen vertreiben. Schmuck, T-Shirts, CDs, Platten sowie sonstiger Krimskrams wurde hier ausgestellt und nach allem Anschein auch zu genüge verkauft. Auch der Merchandise Stand direkt im Festivalgelände hatte von offiziellen Kaltenbach Open Air-Fanshirts bis hin zu T- Shirts und CDs von auftretenden Bands ein großes Angebot. Zusammenfassend ist und bleibt das Kaltenbach Open Air eines der gemütlichsten und abwechslungsreichsten Festivals, die es in Österreich zur Zeit gibt. Die tolle Location, umgeben von Bergen, weiß ein ums andere Mal zu beeindrucken, die Organisation funktioniert, die Infrastruktur passt, Dinge wie der Bach oder die schattigen Plätzchen sind unbezahlbar. Letztere besonders angesichts der tropischen Temperaturen, da sich zum Glück auch der Wettergott gnädig erwies und entgegen der Voraussagungen weder Hagel noch Dauerregen über den Semmering schickte.

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