23.4.2016, Mehrzweckhalle TROFAIACH, TROFAIACH

Feel The Noise Festival 2016 Teil 2

Text: Kalti | Fotos: Kalti
Veröffentlicht am 15.05.2016

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Mittlerweile ist es Abend geworden am Feel The Noise Festival. Weiter geht es, mit einer Überdosis Metal in Trofaiach. Wer den ersten Teil dieses Reviews noch nicht gelesen hat, möge sich ihn hier zu Gemüte führen.

Nächster Act am engen Timetable, sind die aus Wiener Neustadt kommenden ACROSS THE ELEMENT. Leider aufgrund von Ermüdungserscheinungen etwas später eingetroffen, war ich gleich einmal verwundert über so viele Menschen in dem kleinen Raum. Die Fanbase der Niederösterreicher dürfte massiv sein, war es doch bis hinten gesteckt voll. Zu Recht, würde ich sagen – hier blieb kein Stein auf dem anderen. Feine Performance und definitv ein Muntermacher nach dem „Mitt-Festival-Tief“.

Nach, für mich, sieben österreichischen Bands ging es das erste Mal ins Internationale. Die Schweden SONIC SYNDICATE enterten die große Bühne. Zugegeben waren meine Erwartungen für SONIC SYNDICATE, als auch für CALIBAN später, relativ gering. Vor allem CALIBAN hat mich schon zu oft enttäuscht, dazu aber später. 

Früher doch des Öfteren gehört, habe ich persönlich SONIC SYNDICATE etwas aus den Augen verloren. Das 2010 veröffentlichte Album „We Rule The World“, brachte zwar etwas Wind in die schwedischen Segel, richtig hängen blieb nichts davon. Dass danach ein Self- titled Album erschien, hatte ich gar nicht mitbekommen. Für mich waren sie irgendwo in die Metalcore–Vergessenheit geraten.

Vor allem beim Fotografieren im Fotopit merkte man definitiv, dass das Musizieren ihr Hauptberuf ist. Im Gegensatz zu österreichischen Bands bewegen sie sich mit einer gewissen Sicherheit und Professionalität auf der Bühne, da kann jede kleinere österreichische Band wohl noch etwas lernen.

Nach den ersten drei Songs war ich definitiv überrascht von der überragenden Performance und Gesangsgewalt des Sängers Nathan J- Biggs. Da kann man sich nach getaner Fotografiearbeit schon mal ein Bier gönnen. Selbst als Autofahrer war es nun endgültig Zeit für etwas Hopfenblütentee. Dies hatte allerdings zur Folge, dass die folgenden Lieder mir immer ähnlicher und langweiliger vorkamen (möglicherweise lag es auch nicht am Bier). Bei „Burn The City“, gab es dann noch etwas zum „Lippen-mitbewegen“ (für den Text liefen die letzten Jahre zu viele Biere meine Speiseröhre runter). In Summe eher ein durchwachsener Auftritt, der schon fast in Vergessenheit geratenen Schweden. Dem mittlerweile doch relativ zahlreich erschienen Publikum hat es gefallen und das ist ja das Wichtigste.


SONIC SYNDICATE

Die darauf folgenden RANT fielen erneutem Drang etwas Essbares zwischen die Zähne zu bringen, (Gott, wie kann man so verfressen sein) zum Opfer. Nach einer Merchflanier- und Esspause freute man sich dann doch schon auf die deutschen Metalcore Granden Taliban, ääh, CALIBAN.

Bevor ich nun über CALIBAN zu labern beginne, möchte ich an dieser Stelle noch die Security des Festivals lobend erwähnen. Selten hatte ich als Fotograf so kooperative Mannen erlebt. Man konnte mit ihnen freundschaftlich quatschen, sie gingen einem aus dem Weg, wenn man fotografierte und machten keinen Terror, wenn mal etwas schief ging. CALIBAN-Sänger Andreas Dörner lieferte dann auch noch einen Schmunzler, als er den Konzert-unerfahrenen Männern erklärte, dass sie doch bitte die Crowdsurfer auffangen sollten. 

Zurück zur Band: CALIBAN war bisher für mich immer eine „Auf-Ab“–Truppe. Vor zwei Jahren auf der Progression Tour dermaßen enttäuschend, aufgrund fehlender Gesangsleistung und „leck mich am Arsch"–Einstellung Dörners, waren meine Erwartungen nicht gerade besonders hoch. Vielleicht hatte dies und die Wahl des ersten Liedes mit „Memorial“ zum Grund, dass ich meine Meinung etwas ändern musste:

In einer gut gefüllten Halle (sicher das Konzert mit den meisten Zusehern an diesem Abend) bretterten sie durch die Setlist. Anfangs wirkte Dörner etwas genervt, trat auch die armen Monitore auf der Bühne mit Füßen. Im Verlauf des Sets schwang dies in Freude um, zahlreiche angesagte Moshpits und Wall of Deaths wurden brav vom sehr jungen Publikum durchgeführt, dass sichtlich Spaß am Konzert hatte. Gerade bei den neueren Liedern kam mir vor, als ob teilweise die Backingvocals noch aus dem Kasten kamen. Der Cleangesang von Denis Schmidt ließ sich aber wunderbar hören. Sogar bei den neueren Scheiben, wie „Paralyzed“ oder das deutsch gehaltene „Mein schwarzes Herz“ zeigte sich das Publikum textsicher. Meinen feierlichen Höhepunkt erreichte das Ganze bei „We Are The Many“. Schade, dass Mitch Lucker (SUICIDE SILENCE) nicht mehr lebt. Ihn und Marcus Bischoff (von HEAVEN SHALL BURN) versammelt bei einem Liveauftritt, wäre wohl ein weiteres Highlight meines Konzertlebens.


CALIBAN

Schön langsam machten sich die Konzerte bemerkbar. Stehen wird zur Qual. Der Rücken schmerzt und eigentlich will man schön langsam heim. Doch dann kommt von irgendwo NORIKUM her:

Am Kaltenbach 2014 kam ich das erste Mal in den Genuss der Grazer Melodic Death Partie. Damals einer der besten Acts des gesamten Festivals, waren die Erwartungen für den heutigen Abend dementsprechend hoch. Nach ziemlich viel Metalcore, war meine Seele wieder erfreut etwas musikalisch Hochwertigeres zu bekommen und wurde dementsprechend befriedigt. Wie schon vor zwei Jahren, hackte sich NORIKUM durch das Set als ob es kein Morgen mehr gäbe. Brutale Growls von Sänger Paul Färber, gemixt mit ausgeklügeltem Riffing Peter Mairhofers. Eine wahnsinnsgeile Kombination von melodischen Parts und einer emotionalen Bühnenshow. No Core, just Death – besser als jeder Energydrink oder Kaffee.


NORIKUM

Nach diesem fulminanten Auftritt noch eines draufsetzen, das schafft nur DARK TRANQUILLITY: 
Irgendwie sind die Schweden bisher an mir vorbei gegangen. Wo IN FLAMES rauf und runter gehört wurde, kam DARK TRANQUILLITIY nie in den CD Player und verirrte sich auch nicht später in die gepflegte MP3 Sammlung. Vom Namen her ein Begriff, hörte ich mich erst ein paar Tage vor dem Festival in die großartigen Lieder hinein und musste feststellen, dass ich wohl bisher blind (oder taub) gewesen sein musste. Schon auf Platte können die Herren auch den alten IN FLAMES Konkurrenz machen, haben dabei aber eigene Erkennungsmerkmale und sind zudem zuerst dagewesen (IN FLAMES-Sänger Anders Friden begann bei DARK TRANQUILLITY seine herausragende Karriere).

Etwas verspätet, aber prächtig gelaunt, kamen sie dann heraus und lieferten eine Wahnsinnsshow ab. Das Publikum ist auf ein paar wenige Hundert heruntergeschrumpft. Schande über die, die sich dieses Spektakel nicht mehr angehört haben! Der verbliebene Rest machte die fehlende Masse aber dementsprechend wett. Für Sänger Mikael Stanne kein Grund unglücklich, oder gar grantig zu sein. Dieser zog die Show durch, als wäre vor ihm das Wacken-Publikum mit tausenden Fans, die ihn anhimmelten. Nach „Monochromatic Stains“, gab es ein kleines technisches Problem – der Computer wollte wohl, wie immer, sein Windows-Update JETZT erledigen. Ein Highlight nach dem anderen. Stimmlich ein Wahnsinn, musikalisch um nichts nachstehend. Als dann zum Abschluss „Misery Crown“ angestimmt wurde, konnte selbst ich als Neofan gewaltig in die Gesangschöre einstimmen und die Schweden würdig verabschieden. 


DARK TRANQUILLITY

Nachdem Sie, geneigter Leser, sich nun durch zwei ewig lang dauernde und wahnsinnig fad geschriebene Berichte gekämpft haben, möchte ich Ihnen herzlichst gratulieren: Sie haben das Ende erreicht. Hauptsächlich als Fotograf für Stormbringer.at tätig, war es mir trotzdem wichtig, diesen Bericht so ausführlich zu schreiben. Das „Feel The Noise Festival 2016“ hat meine Erwartungen dermaßen übertroffen. Es hat alles gepasst: Angefangen von der supernetten Security, über freundliche Damen und Herren an den Merchständen, einer genialen Crew, die solch ein Festival erst möglich macht, bis hin zu vernünftigen Preisen der Getränke und des Essens. Ein Wahnsinns-Aufgebot an nationalen Bands, die allesamt in ihrem Genre überzeugten. Nicht zu vergessen das famose Publikum, das nur bei DARK TRANQUILLITY mit „Nichtanwesenheit“ so gar nicht glänzte – Leute, wenn ihr die Möglichkeit bekommt solch eine grandiose Band zu sehen, nehmt sie wahr!

Zum Schluss wünsche ich mir für nächstes Jahr ein weiteres „Feel The Noise Festival“ und Verweise auf diverse kleine Veranstaltungen, Festivals und Ahnliches, die es in Österreich zuhauf gibt, und es alle wert sind unterstützt zu werden. 

Underground forever... 


WERBUNG: Innfield Festival
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