Motörhead - Clean Your Clock

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VÖ: 10.06.2016
Bandinfo: MOTÖRHEAD
Genre: Rock´n´Roll
Label: Silver Lining Music
Lineup  |  Trackliste

Angekündigte Katastrophen finden ja meistens nicht statt...Ausnahmen bestätigen, wie im Falle von MOTÖRHEAD, jedoch leider die Regel. Nachdem es keinen Livereport von diesen, nunmehr historischen, Performances im Zenith im November 2015 im Zuge der tatsächlich letzten von zahlreichen Tourneen der Rock-Ikone MOTÖRHEAD gibt, war es mir zumindest anläßlich der Veröffentlichung dieses einzigartigen Livedokuments ein Herzensanliegen, final in die Tasten zu greifen, da ich das Privileg hatte, beim samstäglichen München-Gig des Live-Doubles vom 20./21.11.2015, an einem auf diesem Dreher festgehaltenen denkwürdigen Abend, zugegen sein zu dürfen. Welchen Einfluß und welche Bedeutung das Leben und Wirken wie auch das allzu rasche Ableben von Lemmy gehabt hatte, kann in unserer umfassenden Würdigung nachgelesen werden.

Der "Bomber" sollte an jenem Abend ein letztes Mal über München kreisen, das vom damals 69jährigen Kultfronter angeführte Dreigestirn zockte sich durch ein flottes Set. Die Songauswahl rekrutierte sich dabei zum Großteil aus Songs vom legendären "Overkill"-Album und so gaben sich quasi Klassiker und neuere Titel die Klinke in die Hand, wobei vom letzten Dreher "Bad Magic" lediglich "When The Sky Comes Looking For You" zum Zug kam. Geschickt wurden das Gitarren- und Drum-Solo ("Doctor Rock") im Set platziert, damit sich Lemmy kurze Verschnaufpausen gönnen konnte. Wie geschwächt der Frontmann bereits war, war unverkennbar an den maulfaulen Ansagen zwischen den Songs und der immer nölenderen Vocalperformance (etwa "The Chase Is Better Than The Catch") zu beobachten. Mit unvermindert hohem Coolnessfaktor ausgestattet, muß die Rock-Ikone in ihrer Tapferkeit gewürdigt werden, die Liveshows durchzuziehen, obwohl das einst strahlende Rockvieh auch optisch nur mehr ein Schatten seiner einstmaligen Präsenz war und an seinem Bühnenplatz festgenagelt schien.

Auch wenn Mikkey für treibenden Druck sorgte und Phil Campbell amtlich in die Saiten griff, so war dem geeichten Fan spätestens auf dieser Tournee klar, dass das Trio schon viel bessere Zeiten erlebt hatte. Doch Legendenverehrung und Songs für die Ewigkeit verklärten den Blick der arrivierten Anwesenden auf eine im Vergleich zu vergangenen Performances eher kraftlose Performance eines bereits von der (damals noch unbekannten) Krankheit gekennzeichneten Lemmy, dem zudem noch der Schock über den kürzlichen Verlust seines Freundes Philty "Animal" Taylor, dem Lem auch "Doctor Rock" widmet, in den Knochen zu stecken schien. Doch auch ich gab mich an jenem Abend nur allzu gern der Illusion hin, dass der Meister noch ewig auf die Bühnen dieser Welt zurückkehren sollte, ja "mußte", sodass im Lichtgewitter und im druckvollen Livesound die offenkundigen Schwächen im MOTÖRHEAD-Gesamtbild gern übersehen wurden. Dennoch konnten die Drei in einem Meer aus Begeisterungsstürmen und Enthusiasmus baden. In einer Kulisse, die der Kultfigur und der Musiklegende würdig war. Für mich persönlich war es an diesem Abend eine Wonne, noch einmal persönliche Highlights wie etwa das mächtige "Orgasmatron", das schmissige "No Class" und das kriechende "Just ´Cos You Got The Power" zu hören, über die generelle Songauswahl der Show dürfen sich die Die-Hards die Köpfe heiß diskutieren bzw. einschlagen. Aufgrund des begrenzten Zeitrahmens und des umfangreichen Oeuvres ohnehin eine Weltaufgabe, eine ideale Setlist zu zimmern.

Die Luftsirenen heulten auf, der Bomber senkte sich über die Köpfe der tausenden begeisterten Fans herab und schien seine Runden endlos weiterdrehen zu wollen. Dass es der letzte Tiefflug des Bombers in München sein sollte, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Die Gewißheit, dass eine der größten, würdigsten und coolsten Rocklegenden überhaupt das Zeitliche gesegnet hatte, ereilte uns allerdings kurz später. Lemmy hatte einen seiner letzten Wodka-Orange getrunken, Lemmys Bass hatte eines der letzten Male gedröhnt und vier Dekaden Rock n´ Roll-Geschichte finden ihr quasi endgültiges Ende mit diesem Livedokument, das für Fans ohnehin Gesetz ist, egal was über diese finalen Gigs erzählt oder geschrieben wird. "We Are MOTÖRHEAD...And We Play Rock n´ Roll" ...dieses Zitat hat sich ohnehin schon längst in unser Gedächtnis gebrannt. R.I.P. Lemmy! Egal für welches Format und welche Version ihr euch entscheidet..."Clean Your Clock" ist das finale Live-Vermächtnis der Rock-Ikone Lemmy!

 



Ohne Bewertung
Autor: Thomas Patsch (06.06.2016)

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