OVERSENSE - Egomania

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VÖ: 17.09.2021
Bandinfo: OVERSENSE
Genre: Modern Metal
Label: Dr. Music Records
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Lineup  |  Trackliste

Mit "The Storyteller" konnte OVERSENSE 2017 auf ganzer Linie begeistern und setzte durch abwechslungsreiche, eingängige und gleichzeitig hochwertige Spielweise und Songaufbau ein markantes Zeichen. Ein paar Line-Up-Anpassungen und -optimierungen folgten und nun stehen die Zeichen auf Sturm. "Egomania" nennt sich das neue Werk, das nicht nur schon allein dem Titel nach auf Angriff gebürstet ist, sondern mit elf Songs auf der Scheibe ausreichend Hörvergnügen verspricht. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, ob der "Egomania"-Trip die Damen und Herren von OVERSENSE auch die Latte erreichen lassen, die sie sich durch den Vorgänger-Release selbst gelegt haben. 

"The Storyteller" brauchte damals ein paar Durchgänge, bis die Qualität so richtig zünden konnte und alle Details der Scheibe erfasst waren. "Egomania" gewährt da weitaus schneller Zutritt. Von ausgereiften Melodien, vielen Ohrwurm-Hooks, punktierter und treibender Rhythmik und versierter Spiel- und Singweise ist wieder alles mit dabei. Weiterhin spannend wird die Scheibe von vielen, gut zusammengeschusterten Details (Keyboards oder Gitarrenlinien im Hintergrund, die das Soundgerüst großartig stützen und durchaus vollmundiger, breiter gestalten). Gleichermaßen hat man auch die ohnehin schon markant-melancholisch-kraftvollen Vocals durch mehr Background vor allem in den Refrains unterpolstert, was nicht nur die klebrigen Melodien, sondern auch den Mitsing-Charakter unterstützt. Wenn man tiefer gehen möchte, kann man auch in den Lyrics einiges an klugen Gedanken und kritischen Versen entdecken, die als Info an alle, die sich gern durch Songbedeutungen graben - hier gibts was zu finden! Aber allein musikalisch reicht das Machwerk vollkommen aus, um als hochwertig und schön gebastelt betitelt zu werden. 

Trotz vieler ernster oder kritischer Songs kommt bei den schnellen Tracks oftmals durchaus Partystimmung auf. "Toast To The Devil" glänzt durch hartes und schnelles Riffing und abwechslungsreich aneinander gebastelte Parts. "Tear Me Down" bietet dann noch angemessen Groove und ein kleines Quäntchen Dreck mit dazu, das den Track ordentlich mitreißend macht. "Antisocial" lässt schön den Metal raushängen, bleibt aber sonst weitgehend unaufgeregt in dem Sinne, dass die Power des Riffs im Refrain doch nicht so recht zu greifen und zu zünden vermag. Dieser seltene Eindruck verstärkt sich lediglich bei "My Eden". Der Track wirkt durch seine zwar gute, aber einfache und geradlinige Bearbeitung fast schon "banal" und kreiert - vielleicht auch durch sich ähnelnden Songaufbau der Tracks, aber ohne hervorstechendes Merkmal - ein wenig Länge. Mehr an Kritik hat meinereiner nun aber wirklich nicht im Ärmel! Denn an Ideenreichtum fehlt es OVERSENSE zum Glück ja keineswegs!

 "Love", das man sich auch in einem eindrücklichem Video zu Gemüte führen kann, ist schon allein wegen Thematik und Visualisierung erwähnenswert, besticht aber auch durch einen erst moderaten Einstieg in den Song und einem überraschend gesteigerten Refrain, der nun die Fröhlichkeit manch anderer Songs doch wegzuwischen vermag und eine dramatischere Gangart anpeilt. Erwähnenswert auch "Faith", bei welchem sich OVERSENSE die Stimme von SNOW WHITE BLOOD-Sängerin Ulli Perhonen leiht oder "Be", bei welchem SICK ´N´ BEAUTIFUL-Vokalistin Herma Sick mitmischt.

Melancholisch halb-balladesque drückt "Memories" dann doch etwas die Stimmung, was die tiefen Vocals mit unglaublichem Nachdruck zu generieren vermögen. In die selbe Kerbe versuchen Songs wie "Be" oder "Extinction" in den ersten Takten auch zu schlagen, ehe dann doch flotter Fahrt aufgenommen wird und einerseits mit Tempowechseln, andererseits mit harten Riffs und gleichzeitig catchigen Melodien gehandelt wird. "Extinction" darf dabei aber auch ruhig noch einmal extra allein ob des vielversprechenden und gelungenen Songaufbaus und Spannungsbogens erwähnt werden. 

"Egomania" ist wahrlich vollgepackt mit vielen Ohrwürmern, hochwertiger Musik und vielen spannenden Momenten, die charakterlich durch die Vocals von Danny Meyer großartig unterstützt werden. Auch, wenn in kleinen Teilen Alleinstellungsmerkmale von Songs durch teils ähnlichen Songaufbau verschwimmen und dadurch der ein oder andere Song etwas Länge verursacht, kann man dem Album, und vor allem den einzelnen Songs keineswegs vorwerfen, generisch kopiert oder langweilig zu sein. OVERSENSE schaffen es auf "Egomania" problemlos, ihr Level zu halten, das ein oder andere Detail in der Soundschleiferei noch etwas zu polieren und ein ordentliches Stück unterhaltsamen Modern Metal unters Volk zu bringen. Darf man sich gern für ein paar Umdrehungen (oder mehr) geben!

 



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lisi Ruetz (06.10.2021)

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