BLOODBOUND - Rise Of The Dragon Empire

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VÖ: 22.03.2019
Bandinfo: BLOODBOUND
Genre: Melodic Metal
Label: AFM Records
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Lineup  |  Trackliste

BLOODBOUND sind eine dieser Melodic Metal Bands, die relativ erfolgreich auf einer Trendwelle mitschwimmen. Wogegen nichts einzuwenden ist. Denn die Schweden haben in der Vergangenheit einige richtig geile Alben und Songs zustande gebracht. Innovation kann man zwar keinem ihrer Werke attestieren, jedoch ein Händchen für Veredelung. Treibt der Melodic Metal an sich in den letzten Jahren ein eher tristes Nischendasein (abgesehen von erfolgreichen Gimmick-Bands wie SABATON oder POWERWOLF), so riefen Songs wie "Nightmares From The Grave", "Dragons Are Forever",  "Moria" oder eigentlich das komplette "Unholy Cross" Album in Erinnerung, wie herrlich gut gemachter Kitsch sein kann. Die Betonung liegt auf "gut gemacht", denn ganz so einfach ist es eben auch nicht. Während der Großteil der Melodien bei BLOODBOUND ins Schwarze treffen und zünden, gibt es leider auch einige Rohkrepierer in der Diskografie vorzufinden, beispielsweise all das, was auf "In The Name Of Metal" zu finden ist. Wie in meinem letzten Review zu "War Of Dragons" bereits beobachtet, sind prozentual gesehen die schnellen Songs mit durchtackernder Doublebass die Songs, die am besten funktionieren. Auf "Rise Of The Dragon Empire", welches thematisch erneut auf das Werk von "Game Of Thrones"-Autor George R.R. Martin Bezug nimmt, finden wir keinen einzigen solcher Songs.

Das selbstbetitelte Album von STRATOVARIUS, "The Circle Of Life" von FREEDOM CALL, "Stones Grow Her Name" von SONATA ARCTICA, "Triumph Or Agony" von RHAPSODY, "Chameleon" von HELLOWEEN - dass Bands, welche im schnellen Melodic Metal zuhause sind, mal Alben schreiben, auf denen ausschließlich mit angezogener Handbremse agiert wird, kommt vor. Und auch wenn es sicher einige Fans besagter Alben gibt, sind wir uns glaube ich einig, dass diese Alben nicht gerade zu den Sternstunden jeweiliger Bands gezählt werden dürfen. Lediglich EDGUY hat mit "Rocket Ride" einen erfolgreichen Sprung weg vom alten Stil hin zum melodischen Hard Rock gemacht, welcher konsequent mit hochwertigen Releases beibehalten wurde. BLOODBOUND schaffen das mit diesem Album leider nicht und das Album plätschert im dynamischen Einerlei vor sich hin. Die nicht vorhandene Euphorie schlägt schnell in Langeweile um. Auch zu Melodic Metal darf man headbangen, doch leider kommt der Drang dazu hier nicht auf.

Ein weiterer Grund für das Scheitern ist die künstliche Epik. Nehmen wir mal einen alten Song wie "Moria", der allein durch seine Melodie im Refrain eine majestätische Breite aufgebaut hat. Diese großen Melodien fehlen auf "Rise Of The Dragon Empire" fast vollständig. Die Refrains sind alle recht folkig gehalten, die Melodien teils schnuckelig, aber austauschbar. Man wird das Gefühl nicht los, dass jedem Song noch eine künstliche Prise SABATON draufgesetzt werden musste, damit er auf dem Trend mitschwimmt. Wer SABATON aber nicht mag, wird derzeit bei BLOODBOUND absolut nicht glücklich. Durch das Fehlen großer Momente bedingt, wird die Epik dann durch unverhältnissmäßig viel Keyboard-Orchester-Kleister versucht wieder hereinzuholen. Da sprechen wir schon von Spurenoverkill à la RHAPSODY zu deren schlimmsten Zeiten. Das bewirkt allerdings kein Gefühl der Epik, sondern begräbt die eigentlich soliden instrumentalen Leistungen der Band vollständig. Mit Metal hat das Ganze leider nicht mehr viel zu tun. Persönlich gibt es einen weiteren Punkt Abzug dafür, dass man einen Sänger wie Patrik J. Selleby, der einem Rob Halford den Rang als Metal God streitig machen könnte, einfach nicht richtig einsetzt. Ein paar Screams hier und da darf er bringen, aber die Gesangslinien sind allesamt unspektakulär und werden dazu noch von Chören und Bombast erstickt. Die Songs an sich sind summa sumarum der Einzelbetrachtung nicht Wert. Folk-Harmonien, Bombast, Midtempo, SABATON mal Elf. Einzig "Balerion" bleibt hängen, aber wohl auch, weil der Song ein wenig nach HAMMERFALL und "Renegade" klingt.

Fazit: Eigentlich sind BLOODBOUND eine symphatische Truppe, bei der man gerne auf Platte mal ein oder zwei Augen zudrückt. Bei allem Gutwill ist dies auf dem jetztigen Output nicht mehr möglich. "Rise Of The Dragon Empire" ist überproduziert bis zum geht nicht mehr, während die Songs an sich melodisch, dynamisch, atmosphärisch und im Gesamten vollkommen unspektakulär geraten sind. 



Bewertung: 1.5 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (22.03.2019)

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