CROM - The Era Of Darkness

Artikel-Bild
VÖ: 13.01.2023
Bandinfo: CROM
Genre: Viking Metal
Label: From The Vaults
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Walter "Crom" Grosse und seine beiden Mitstreiter Stefan Peyerl und Thomas Hagl melden sich zurück und haben fünf Jahre nach "When Northmen Die" das vierte Volllängen-Album der teutonischen Epic Viking Heavy Metal-Institution CROM im Gepäck. "The Era Of Darkness" heißt das gute Stück und beschert der geneigten Hörerschaft zwölf neue Stücke (abzüglich zwei bereits auf der 2019er EP "Into The Glory Land" veröffentlichten Tracks).

Die bayerischen BATHORY-Fans dürften der Stormbringer-Leserschaft schon länger ein Begriff sein, wurden doch seit dem Debüt bislang alle Veröffentlichungen der Landshuter von unseren Redakteuren unter Lupe genommen. Meine Wenigkeit ist bereits der dritte Sturmbringer-Schreiberling, der sich mit CROM auseinandersetzt. Nachdem meine höchstgeschätzten Kollegen Reini und Pascal zwar beide das Erstwerk "Vengeance" aus dem Jahr 2008 mit Lob bedachten, die Nachfolger aber ziemlich schmerzhaft mit 2,5 ("Of Love And Death", 2011) bzw. gar nur 2,0 Punkten ("When Northmen Die", 2017) abstraften, muss ich für diese Scheiben in dieser Einleitung zum eigentlichen Review kurz eine Lanze brechen. Denn zumindest meiner bescheidenen Meinung nach haben weder "Of Love And Death" noch "When Northmen Die" eine derart schlechte Bewertung verdient. Das zweite Album ist für mich dem Debüt absolut ebenbürtig. Eine ehrfürchtige Verneigung vor Quorton, gehüllt in epischen Heavy Metal, getaucht in die Tiefen des Ozeans der Melancholie, mit unsterblichen Hymnen wie "Reason To Live", "My Destiny", "The Fallen Beauty 2010" und natürlich dem Signature-Song "Lifetime." Und auch der dritte Silberling hatte jede Menge starke Nummern zu bieten: "Behold The Light", "Shields Of Gold", "I'm With You" oder der Titelsong, um nur einige zu nennen. 

Für den aktuellen CROM-Beurteiler weist die Vita der Band also bislang keine Schwächen auf, und ich war äußerst gespannt, ob das auch auf die neue Scheibe zutreffen würde.

"The Era Of Darkness" startet mit "Into The Glory Land", und CROM gehen gleich zu Beginn in die Vollen. Der Opener erinnert an die Eröffnung des Debüts. Wie anno dunnemals "Wings Of Fire" ist auch "Into The Glory Land" ein kraftvolles, voranpreschendes Stück, das mitreißt und direkt zum Mitsingen einlädt. Mit dem zweiten Stück beweist die musikalische Triskele um Walter Grosse, dass man in puncto Epik und BATHORY-Gedächtnis-Atmosphäre nichts verlernt hat. "Heart Of The Lion" ist eine mächtige Hymne geworden, die erhaben und majestätisch aus den Boxen tönt.

Der folgende Titeltrack fällt etwas aus dem Rahmen, klingt er doch (zumindest stellenweise) wie ein Mischung aus DIMMU BORGIReskem Pathos und BAL SAGOTHschem Circus Maximus. Gewöhnungsbedürftig und herausstechend (ob in positiver (eher weniger) oder negativer (eher) Hinsicht, diesbezüglich konnte ich mich bislang noch nicht festlegen).

"Higher Ground" ist ein Cover des dänischen Beitrages des Sängers RASMUSSEN zum Eurovison Song Contest 2018, der im Finale den 9. Platz belegte. Natürlich werden sich an diesem Track die Geister scheiden. Wer mit dem Original etwas anfangen kann, wird auch die CROM-Version mögen. Wer den ESC von Hause aus Scheiße findet, wird dem Bajuwaren-Trio eventuell entrüstet eine Vogel zeigen. Da ich mich der erstgenannten Gruppe zugetan fühle, steht "Higher Ground" für mich CROM absolut gut zu Gesicht, sowohl inhaltlich als auch musikalisch. Und was Walter und seine Mannen aus dem zu den besten ESC-Beiträgen seit LORDI (2006) gehörenden Original gemacht, weiß absolut zu gefallen.

"Together We Ride" ist ein epischer Power Metal-Stampfer mit dieser besonderen, CROM schon immer innewohnenden MANOWAR-Note und jeder Menge "Hammerheart"-Theatralik, während "In Your Eyes" einen klassischen CROM-Slowtrack markiert, die einen Großteil des nordischen Charmes ausmachen, den der Klangkosmos damals wie heute versprüht.

Die zweite Album-Hälfte wird von dem flott und doch erhaben daher galoppierenden "Riding Into The Sun" eingeleitet, während "The Forsaken" danach kräftig auf die Bremse tritt und sich als atmosphärischer Akustik-Track entpuppt. "When Will The Wounds Ever Heal" ist eine eingängige Nummer mit einer catchy Hookline, das nachfolgende "Bridge To Paradise" ein typisches, epische, Uptempo-Stück, das herrlich unkompliziert in die Ohren hineinflutet und sich direkt in den Gehörgängen festsetzt.

Mit "A New Star" folgt ein weiteres Stück im "In Your Eyes"-Stil, ehe CROM das Album mit ihrer Interpretation von AMERICAs "The Last Unicorn" beschließen. Die zweite Coverversion auf "The Era Of Darkness", und das zweite Stück neben "Higher Ground", das geradezu danach schreit, die Hörerschaft zu polarisieren. Für mich ist das Original einer der größten Hits der guten alten 80er. Und auch die CROM-Variation begeistert mich. Wer das Original nicht kennt, würde hinter CROM-Version sicher keinen über 40 Jahre alten Song einer ehemaligen Folk-Pop-Rock-Kapelle vermuten. Von daher – gelungener Closer für eine tolle Scheibe.

Fazit:

CROM machen auch anno 2023 eine sehr gute Figur. "The Era Of Darkness" ist ein großartiges Album geworden. Die Hörerschaft erwarten zwölf abwechslungsreiche Songs voller Epik, Wikinger-Pathos, melodischem Power Metal und omnipräsenter, BATHORY- und MANOWAR-geschwängerter Atmosphäre. Der Melancholie-Gehalt wurde im Vergleich zu "Of Love And Death" um einiges zurückgefahren (was dem Album aber nicht schadet), schimmert jedoch trotzdem noch an der ein oder anderen Stelle durch. Walters Gesangsleistung ist nach wie vor über jeden Zweifel erhaben, und seine unverwechselbare Stimme ist neben der Instrumentalfraktion das Standbein des CROMschen Sounds schlechthin. Die Produktion kommt druckvoll und klar aus den Boxen, zeitgemäß, aber nicht künstlich. 

Für mich ist "Era Of Darkness" ein der ersten Highlights des noch jungen Metal-Jahres 2023 – auf diesem Level kann es gern weiter gehen!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Ernst Lustig (19.01.2023)

ANZEIGE
ANZEIGE