MEMORIAM - Rise To Power

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VÖ: 03.02.2023
Bandinfo: MEMORIAM
Genre: Death Metal
Label: Reaper Entertainment Europe
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Seit ihrer "Rückkehr" auf das Schlachtfeld des Death Metal erfreuen sich MEMORIAM nicht nur einer steilen Lernkurve, sondern auch eines schwindelerregenden Tempos im Hinblick auf ihre Studioalben. Das beeindruckende Maß an Produktivität, die scheinbare Leichtigkeit einer neuen Langrille kurz nach der Vorangegangenen, die vollkommene Abwesenheit eines Gespürs fürs Pausieren – Dinge, die sich die seligen BOLT THROWER ihrerzeit und im Angesicht ihres unschlagbaren Opus Magnum "Those Once Loyal" nicht auf die Lunge gezogen haben. Wohin die Reise nach dem starken Duett aus "Requiem For Mankind" und "To The End" wohl gehen wird?

Süffisant ausgedrückt lautet die Antwort auf den Kurs des Fünftlings "Rise To Power" glattwegs: nirgendwohin. MEMORIAM machen abgesehen von Nuancen schlicht und ergreifend überhaupt nichts anders – vom erstklassigen Dan-Seagrave-Artwork über den abermals famosen Russ-Russell-Sound bis hin zur Strategie des Songwritings. Und das muss noch nicht einmal was Schlechtes bedeuten – man beachte hierzu den doomig einsteigenden und urtypisch MEMORIAMesk fortführenden Opener "Never Forget, Never Again (6 Million Dead)". Wie man erlauschen kann, haben die Briten ihren Sound unlängst gefunden und perfektioniert – will sagen, an einem Song wie diesem kann man nicht viel besser machen. Auch unter den schweren Panzerketten des vielseitigen "Annihilation's Dawn" oder in der Mangel der brutalen Vorab-Single "All Is Lost" kann man sich als Connaisseur der Truppe zünftig und vergnügsam zermalmen lassen. Die beispiellose Stringenz in Paarung mit einem geübten Händchen für schwere Death-Metal-Artillerie stehen auch in der fünften Legislaturperiode der Altreckenkapelle für Freude im Mittelohr und darüber hinaus.

Es mag sein, dass die Geschosse auf "Rise To Power" über die genannten Tracks hinaus zumindest kleinere Mankos aufweisen, zumal vereinzelte Stücke wie die dystopische Endzeit-Elegie "I Am The Enemy" stellenweise nicht so schnell aus dem Quark kommen, wie man es als geübter Death-Banger gerne hören würde. Auch "The Conflict Is Within" bremst sich in den doomenden Passagen auch mal selbst aus, punktet aber sonst mit einem dampflokartigen Groove und den singenden Leads. Wie man also sieht bzw. hört, sind selbst die auf den ersten Hörer schwächelnden Tracks auf "Rise To Power" durchaus brauchbare Songs. Und wenn wir mal ehrlich sind, gab es derartige Effekte auch schon auf den Alben davor, also kein Grund zur Aufregung.

Vor diesem Hintergrund wären mir die ursprünglich in den Sinn gekommenen 3,5 Punkte für den aktuellen Streich von Bolzenkarl und Co. deutlich zu streng. An ein "Risen" in Sphären von "To The End" (bei dem ich seinerzeit sogar mit 4,5 Punkten liebäugelte) und darüber hinaus ist zwar nicht zu denken – ein Album wie "The Silent Vigil" abzuhängen, gelingt dem neuen Eisen hingegen locker auf dem linken Stiefelabsatz. Denn wie man es dreht und wendet, präsentieren MEMORIAM auch anno 2023 noch ein Stück Hochkultur ihres Genres – vielleicht nicht weiter zur Macht emporgestiegen als auf Album Nummer vier, aber auch nicht bedeutend schwächer.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lord Seriousface (30.01.2023)

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