23.07.2022, Burg Clam, Klam

JUDAS PRIEST + SAXON

Veröffentlicht am 29.07.2022

JUDAS PRIEST auf der Burg Clam, noch dazu mit SAXON als Support, lockte alle österreichischen Metalheads ins idyllische Örtchen Klam. Der Oberösterreicher freute sich über die kurze Anreise und über den „Besuch“ vieler konzertverwöhnter Wiener Freunde, die sich nun auch einmal Gedanken über die Hin- und Nachhause-Fahrt machen mussten.

Für eine solch einzigartige Open Air Location wie die Burg Clam bei bestem Sommerwetter - das angekündigte Gewitter ist Gott-sei-Dank nicht eingetroffen - nimmt der Metalfan den Weg gerne in Kauf. Im Laufe des Abends wurde ich des Öfteren mit Berichten über die desaströse Organisation beim IRON MAIDEN Konzert in Wiener Neustadt konfrontiert. Wenn beim CLAM ROCK bei 10.000 Fans schon alles wie geschmiert läuft, war es bei den nicht ganz 5.000 Besuchern bei JUDAS PRIEST noch gemütlicher.

Nachdem man von zehn Securities in die richtige Parklücke auf einem schönen Wiesenhang - bei Starkregen sicher nicht so ideal zum Wegkommen - gewiesen wurde, machten sich bei meiner Ankunft um ca. 17 Uhr schon viele noch nüchterne Gesellen auf den Weg zum Konzertgelände direkt unter der Burg Clam. Für viele Metalfans war es vermutlich der erste Kontakt mit der Konzertlocation, da bislang der musikalische Härtegrad mit den CLAM ROCK Bands wie DEEP PURPE und URIAH HEEP (zum 2022 Konzert-Bericht), eher gemäßigter Natur war.


Pic by Michaela Schnell

Um 18 Uhr standen somit schon einige Neugierige vor der Bühne bei BEYOND THE BLACK, während andere noch mit dem Begrüßen alter Freunde und Biertrinken beschäftigt waren. Als Einheizer zum Verbreiten guter Stimmung war die noch keine 10 Jahre bestehende bzw. vor fünf Jahren komplett ausgetauschte Band rund um Augenweide Jennifer Haben bestens geeignet. Die Gruppe präsentierte sich sehr gut eingespielt und die „Sing meinen Song“-Teilnehmerin war bei bester Stimme.

Da dem Opener nur eine 30 minütige Spielzeit gewährt wurde, hielt sich die Frontfrau nur mit kurzen aber sympathischen Ansagen auf. Jedes von den bereits vier erschienen Alben wurde zumindest mit einem Song gewürdigt und so wurden Langzeitfans bedient und sicher auch einige neue Anhänger gewonnen. Von dem Legendenstatus der Headliner Acts ist diese Band natürlich weit entfernt. Die Resonanz des Publikums war aber trotzdem besser als bei manch alten Hasen wie THIN LIZZY als Support von JUDAS PRIEST 2011 (zum Bericht) und 2012 (zum Bericht) in Österreich.


Pic by Michaela Schnell

Waren 2011 noch WHITESNAKE als Co-Headliner in der Stadthalle Wien mit von der Partie, hatten nun SAXON in Klam - Nachbargemeinde von Saxen! - die Ehre, vor den Metalpriestern zu spielen. Mit dem charismatischen Frontmann Biff Byford, der das Set mit seinen charakteristischen Pfiffen bei „Motorcycle Man“ eröffnete, konnte somit nichts schief gehen. Immer noch gut bei Stimme und bei guter Laune dürfte es dem englischen Gentleman sehr auf der Burg gefallen haben, da er angekündigt hatte, gerne wieder als Headliner wiederzukommen.

Die wuchtigen Titelsongs der jungen Alben „Thunderbold“ (2018) und „Battering Ram“ (2015) zeigten, dass es SAXON immer noch draufhaben, gute Songs zu schreiben (vom aktuellen Album „Carpe Diem“ wurde überaschenderweise kein Song gespielt). In der Setlist wurde aber stark auf die Klassiker der Bands gesetzt. Fast alle Songs, wie „Heavy Metal Thunder“ und „Denim and Leather“, passten sogar thematisch bestens zum Headliner. Die Band trat wie eh und je engagiert auf. Frontmann Biff hatte das Publikum von Anfang bis zum Ende des Gigs fest im Griff, fing eine „frische EMP-Kutte“ nach der anderen zum späteren Signieren auf und streifte sich auch eine über.


Pic by Michaela Schnell

Persönliche Highlights waren für mich die epischen Songs „The Eagle Has Landed“ und vor allem „Crusader“ und ließen mich an dem Abend nicht zum ersten und letzten Mal an meine alten Helden von MANOWAR denken. Wenn Bandboss Joey DeMaio nicht jedes Konzert, dass ihm nicht passt, absagen oder Konzerte wegen Bierbecherwürfen abbrechen würde, wäre ein Engagement auf der Burg Clam die ideale Location für den heroischsten und truesten Metal aller Zeiten.

Bis dahin freunde ich mich aber gerne mit SAXON an, die ich in Wien schon 2009 mit ICED EARTH (zum Bericht), 2011 mit ANVIL (zum Bericht), 2013 (zum Bericht) und 2016 (zum Bericht) erlebt hatte. Da weiß man, was einen erwartet, das Setting auf der Burg war aber definitiv ein Highlight für Band und Publikum.


Pic by Michaela Schnell

Der Abend und die Bühne gehörten danach aber voll und ganz JUDAS PRIEST, die in Höchstform aufspielten und so manchen Fans feuchte Augen oder Höschen bescherten. Nach dem BLACK SABBATH Intro „War Pigs“ kam dann noch JUDAS PRIESTs „Battle Hymn“ vom Band, bevor mit „One Shot at Glory“ gleich in die Vollen gegangen wurde. Rob Halford in Lederfransenjacke und mit Sonnenbrille zeigte sich bei bester Stimme und die Band mit Originalmitglied Ian Hill am Bass im nietenbesetzten Lederoutfit stark wie immer.


Pic by Michaela Schnell

Vor allem Neo-Gitarrist Richie Faulkner fegte wie ein Derwisch über die Bühne. Es ist bemerkenswert, wie gut er sich nach seinem Zusammenbruch auf der Bühne aufgrund eines Aorta-Risses im letzten Jahr wieder erholt hat. „Lightning to Strike“ des aktuellen Albums „Firepower“ war der einzige Song der Setlist, an dem Faulkner beim Recorden mitgewirkt hat. „Wieder-Live-Gitarrist“ Andy Sneap hatte aber sicher noch mehr Einfluss auf die letzte Produktion. Ansonsten wurde bei der Setlist, wie schon bei SAXON, stark auf die Klassiker gesetzt.


Pic by Michaela Schnell

Die Die-Hard Fans in der ersten Reihe, wie der Sänger von VENATOR, dem aktuellen österreichischen Traditional-Metal-Export der Stunde, gingen durchgehend voll ab. Die größte allgemeine Publikumsreaktion trat aber erst bei „Turbo Lover“ auf, der auch extrem cremig aus den Boxen schallte. Halford, nun ohne Sonnenbrille, ähnelte in seiner gebückten Haltung teilweise Nosferatu (vielleicht das nächste Konzeptalbum?). Mit 70 Jahren auf dem Buckel vollbrachte er aber an diesem Abend eine eindrucksvolle Leistung!

Beeindruckend war neben der beleuchteten Burg das Bühnenbild und der Aufbau mit großem JUDAS PRIEST Kreuz. Da wurden so starke Songs wie „Hell Patrol“ und „The Sentinel“, bei denen das Gitarrenduo Faulkner/Sneap zu Recht abgefeiert wurde, absolut würdig in Szene gesetzt. So ziemlich alle schädelten bei „Painkiller“ mit dem von Scott Travis eingespielten besten Schlagzeugintro aller Zeiten ordentlich ab.


Pic by Michaela Schnell

In die Zugabe ging es mit „Electric Eye“ und zu „Hell Bent for Leather“ auf dem Motorrad mit Lederklatsche auf die Bühne. Das obligatorische „Breaking the Law“ animierte das Publikum nach nicht ganz 1 ½ Stunden Spielzeit noch einmal zum lautstarken Mitsingen. Beim finalen „Living after Midnight“ kam dann auch noch ein riesengroßer Stier auf die Bühne, der als Wink auf ein Wahrzeichen von JUDAS PRIESTs Heimatstadt Birmingham verstanden werden sollte.

Dieser Konzertabend wird wohl für viele Besucher ein Highlight der letzten Jahre gewesen sein. Es hat einfach alles zusammengepasst. Zumindest zwei legendäre Bands, eine lässige Location, gut gelauntes Publikum, beste Wetterbedingungen und durchgängige Bierversorgung.


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