POWERWOLF - Missa Cantorem

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VÖ: 16.07.2021
Bandinfo: POWERWOLF
Genre: Power Metal
Label: Napalm Records
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Lineup  |  Trackliste

Was aus so einer Bierlaune heraus nicht alles entstehen kann - Kinder...J.B.O. [der Verfasser beruft sich hierbei auf den Liedtext des 1995er Klassikers "J.B.O."]...und wie man seit dem Release der neuen POWERWOLF-Scheibe weiß, auch ein Bonus-Album namens "Missa Cantorem". "Missa Cantorem" verfolgt ein ähnliches Konzept wie das mit "The Sacrament Of Sin" erschienene "Communio Lupatum", auf dem befreundete Bands POWERWOLF-Klassiker in eigenem Stil zum Besten gaben. Die nun als Bonus zu "Call Of The Wild" feilgebotene Scheibe bietet ebenfalls neu interpretierte Wolfs-Gassenhauer, wobei hier nur der Gesang von namhaften Wegbegleitern der Band neu eingeheult wurde.

Wie Matthew Greywolf uns im Interview verriet, keimte die Idee zum Album beim Bier mit Johan Hegg, dessen Stimme den Wölfen wie prädestiniert für "Nightside Of Siberia" erschien. Und da der Gedanke "lasst uns das einfach mal machen" ohnehin gerade die Arbeitsweise der Band dominierte, stand dem spontanen Spaßprojekt nichts mehr im Wege.

Der Eigenart des Projekts geschuldet kommt es hier natürlich vor, dass die Neuinterpretationen mal besser und mal weniger spektakulär gelungen sind - abhängig davon, wie gut der jeweilige Gesangsstil mit der unveränderten POWERWOLF-Vorlage harmoniert. Zu den klaren Favoriten dieser Vorstellung zählt die bereits erwähnte, von Johan Hegg vorgetragene Version von "Nightside Of Siberia" - Himmel Sakrament, wenn hier nicht die standesgemäße Kirchenorgel dazwischenfunken würde, könnte man glatt meinen, der Song wäre ursprünglich von AMON AMARTH geschrieben worden. Der Gesang passt hier wie der Thorshammer auf's Auge - verblüffend! Auch TRIVIUMs Matt Heafy macht mit seinem überzeugenden Orchestralvortrag in "Fist By Fist (Sacralize Or Strike)" einen bombastischen Job und könnte glatt als sechster Wolf durchgehen. Wenn die Herrschaften also irgendwann mal über ein Sänger-Zweigespann sinnieren sollten, bräuchten sie nicht lange nach einem geeigneten Kandidaten zu suchen...wobei auch Chris Harms von LORD OF THE LOST der Wolfspelz gut zu Gesicht stünde.

In die Kategorie "nicht immer passend, aber lustig" zählen die vorwiegend grantigen Gesangsstile in "Sanctified With Dynamite", "Demons Are A Girl's Best Friend" und "We Drink Your Blood". PRIMAL FEARs Ralf Scheepers klingt im Opener wie ein angepisster Sumpfgnom im Testosteronrausch und rotzt den Song so genial überrissen dahin, dass es schon wieder geil ist. Bei Alissa White-Gluz' (ARCH ENEMY) Gekeife in "Demons Are A Girl's Best Friend" nässen sich die Dämonen vor Angst ein und auch über Johannes Eckerströms (AVATAR) Version von "We Drink Your Blood" kann man herzhaft schmunzeln.

Wer allerdings geglaubt hat, auf diesem Album von DOROs Doro verschont zu bleiben, der hat leider Pe(s)ch gehabt, denn auch hier erweist sich die deutsche Kult-Sängerin als gemeinschaftsstiftendes Moment. Ob man "Where The Wild Wolves Have Gone" nun mit Doros (in meinen Ohren gewöhnungsbedürftigem) Gesangsstil gebraucht hätte, sei mal dahingestellt, zumal die Metal Queen als einzige müde und lustlos klingt. Wenn ich jetzt zur ultimativen Provokation ausholen wollte, würde ich ja vorschlagen, stattdessen Laura Guldemond von den BURNING WITCHES ans Mikro zu lassen, aber dafür bekäme ich wieder Schelte von meinem Brother in Crime Ernst Lustig...Aber für jede kleine Enttäuschung gibt es eine Entschädigung, denn die beschwipst-aufgeblasene Prollotirade von ALESTORMs Christopher Bowes lässt "Resurrection By Erection" in einem ungleich vergnügsameren Licht dastehen als damals BATTLE BEASTs Noora Louhimo.

Insoweit können wir festhalten, dass "Missa Cantorem" für ein "lasst uns das einfach mal machen"-Projekt sehr gut gelungen ist. Manchmal geht die Sache reibungslos auf, ein anderes Mal fehlt es am letzten Quäntchen Stimmigkeit mangels musikalischen Freiraums à la "Communio Lupatum". Bei einem spontanen Spaßprojekt wie diesem darf man das allerdings guten Gewissens so machen, zumal die meisten Versionen ausgesprochen unterhaltsam geworden sind oder sogar neue Blickwinkel auf gestandene POWERWOLF-Hits eröffnen. Und das wiederum spricht für sich.



Ohne Bewertung
Autor: Lord Seriousface (18.07.2021)

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