AMON AMARTH - Der "Jomsviking"-Gangbang

Viele hier kennen AMON AMARTH wahrscheinlich schon seit deren Entstehung. Meine Wenigkeit kannte bis vor zwei Jahren gerade einmal den Namen der Band (eigentlich eine Schande in diesem Genre – oder doch nicht?). Irgendwann bin dann selbst ich auf den Geschmack gekommen und Songs wie „Destroyer Of The Universe“ oder „Guardians Of Asgaard“ machten mich dann endgültig zu einem AMON AMARTH Hörer. Als frisch verliebter Groupie begann ich auch die „alten“ Werke der Schweden zu hören und musste feststellen, dass ich auf das Metalpop Phänomen AMON AMARTH richtig hereingefallen war: DAS ALTE ZEUG WAR EINFACH BESSER – irgendwie hatten die Herren bei den neueren Alben zwar Metalpophymnen produziert, die musikalische Abwechslung und Härte aber abgelegt.

Warum ich das hier schreibe? Ein neues Album zeigt immer, ob eine Entwicklung stattgefunden hat und wenn ja, in welche Richtung diese Entwicklung gegangen ist. Meine Erwartungen waren auch aufgrund der Vorgänger-Stücke und der ersten Singleauskopplung „First Kill“ nicht überragend hoch – ich sollte mich jedoch geirrt haben:

Der Beginn des Albums bringt mit dem schon angesprochenen „First Kill“ keine Überraschungen – Metalpop mit Ohrwurmcharakter für die Fans der letzten Jahre. Schon der nächste Song „The Wanderer“ lässt den Zuhörer in die neue Welt der Schweden eintauchen. Böse-düsterer Beginn, mit epischem Mittelteil und eingängigen Gitarrensoli – der Wow-Effekt stellt sich schön langsam ein. „I’m Haunted By Dreams Of Blood – The Visions Of Death and Gore“ – Gänsehaut pur. „On A Sea Of Blood“ – eindeutig DER ANSPIELTIPP des Albums, startet dann mit gewohnten epischen Wikingerhymnen, springt dann plötzlich auf tiefen Todmetall, wo Johan Heggs Stimme perfekt zur Geltung kommt und gipfelt in, zum Luftgitarrenspielen animierenden, Soli der feinsten Art. In gleicher Manier geht es mit geballter Faust weiter durchs Album, dass von Strophe zu Strophe, von Lied zu Lied, immer mehr Spaß macht. Mit „Raise Your Horns“ gibt es einen Wacken-Bierzelt Lobgesang für die Trinkgesellschaft: „Raise Your Horns – Raise Them Up To The Sky – We Will Drink To The Glory Tonight“. Perfekt positioniert in der Mitte des Albums, um einen großen Schluck Bier aus dem Trinkhorn zu genießen. Weiter geht es mit einem Gassenhauer nach dem anderen, bis es dann bei „On Thousand Burning Arrows“ eine Verschnaufpause gibt. Der „Gedankenmoshpit“ wird durch „Augen zu und pures Genießen“ ersetzt – langsamere Tempi – irgendwo kommt sanftes Geigenspiel zum Vorschein – genialer Cooldown-Part.

Der Auftritt der Metalmama DORO PESCH auf „A Dream That Cannot Be“, ist für den ein oder anderen sowohl überraschend, als auch störend, passt aber zum Gesamtkonzept des Albums.

Die Befürchtungen das Album werde wieder eine Kopie von „Deceiver Of The Gods“, „Surtur Rising“ oder ähnlichen Spätwerken sein, waren vollkommen unberechtigt. Es zeigt, dass man AMON AMARTH Unrecht tut, sie als Popikonen des Metal zu bezeichnen. Besser noch, man kann ihnen hoch anrechnen, dass sie diesen Bekanntheitsgrad soweit ausnützen um wieder Kreativität in ihre Projekte zu stecken. Ein ausgeglichenes Werk, an dem alte und neue Fans der Wikinger Freude finden und sich am Langschiff von „Jomsviking“ über die Meere tragen lassen. Grandios gelungen.

4,5 von 5 von Kalti

 


 

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